Um die Ordnung im Land wiederherzustellen hat Tunesiens Regierung Reservisten einberufen. Die Mitglieder des Heeres, der Luftwaffe und Marine sollten sich bei der nächstgelegenen Rekrutierungsstelle melden, hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums, die über die staatlichen Medien verbreitet wurde. Seit dem Sturz von Präsident Zine al-Abidine Ben Ali Mitte Januar sorgt das Militär in den Straßen für Ordnung, auch weil viele Tunesier in der Polizei ein Werkzeug der Unterdrückung sehen. In den vergangenen Tagen hat die Gewalt im Land jedoch wieder zugenommen.

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen Ben Alis Schwester. Ein Tunesier habe die Frau und ihren Ehemann wegen Geldwäsche, Untreue und Vermögensdelikten angezeigt, sagte ein Sprecher der Behörde der "Frankfurter Rundschau". Der Zeitung zufolge hat die Polizei das Haus des Paares in Dreieich bei Frankfurt am Main durchsucht. Die beiden seien aber nicht angetroffen worden. "Wir wissen nicht, wo sie sich im Moment aufhalten", sagte der Sprecher.

Nach 23 Jahren an der Macht war Präsident Ben Ali am 14. Januar nach tagelangen Protesten nach Saudi-Arabien ins Exil geflohen. Die Schweiz blockiert bereits mehrere Dutzend Millionen Franken von Ben Ali und seinem Umfeld. Der Clan hatte sich über Jahre hemmungslos bereichert und ein Vermögen ins Ausland gebracht. Die EU hat die Konten von 48 Familienmitgliedern eingefroren.