Politik

Klimakonferenz auf Bali UN-Appell an Industriestaaten

Mit drängenden Appellen zur Reduktion von Treibhausgasen hat auf Bali die Weltklimakonferenz begonnen. Zugleich trat Australien am ersten Tag der Konferenz dem Klimaschutzprotokoll von Kyoto bei. So bleiben die USA der einzige Industriestaat, der das Protokoll nicht ratifiziert hat.

Mehr als 10.000 Delegierte aus rund 180 Ländern wollen in Nusa Dua auf Bali binnen zweier Wochen den Grundstein für einen Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls zur Eindämmung der Treibhausgase legen. Umweltminister Siegmar Gabriel (SPD) appellierte zugleich auf einer Konferenz der G8-Staaten in Berlin an Industrie- und Schwellenländer, gemeinsam den Kampf gegen den Klimawandel zu verstärken.

Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel ist laut Gabriel ein internationaler Emissionshandel zur Kohlendioxid-Verringerung. "Es geht nicht ohne einen Kohlenstoffmarkt." Deutschland bringe zur Klimaschutzkonferenz 120 Millionen Euro aus dem Emissionshandel mit, mit denen klimaschonende Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern gefördert werden sollten. "Klimaschutz kostet Geld. Kein Klimaschutz kostet noch mehr Geld", warnte Gabriel. Er würdigte die Anstrengungen Chinas, das das größte Aufforstungsprogramm der Welt aufgelegt habe. Rund 20 Prozent des Klimawandels gehen auf die weltweiten Waldzerstörung zurück.

Allein der Wille fehlt

Zur Eröffnung der Weltklimakonferenz auf Bali betonte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer: "Diese Konferenz wird mitbestimmen, ob Bali wie andere gefährdete Orte dieser Welt eines Tages ein verlorenes Paradies wird oder nicht." Der indonesische Umweltminister Rachmat Witoelar appellierte zwar an seine Kollegen, den politischen Willen für einen neuen Klimaschutzvertrag aufzubringen. Doch sollen brisante Entscheidungen etwa über konkrete Emissionsgrenzen erst später fallen.

Die USA versprachen zwar aktive Mitarbeit an einem neuen Vertrag. Doch ließ Delegationsleiter Harlan Watson kein Einlenken auf verbindliche Emissionsziele erkennen. "Die Entwicklungsländer müssen wachsen, um hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu bringen", sagte Watson. "Wir akzeptieren es völlig, dass ihre Emissionen dabei steigen." Die USA setzten deshalb auf neue Technologien zur sauberen Energienutzung.

Eine "unheilige Allianz"

Umweltschützer sprachen schon von einer "unheiligen Allianz" zwischen den Entwicklungsländern und den USA, deren Emissionen ebenfalls rasant steigen. Die EU will versuchen, das Ziel einer Reduktion der Treibhausgase bis 2050 um 50 Prozent auf Bali festzuschreiben. "Mal sehen, wie weit wir kommen", sagte der Leiter des Klimawandel-Referats in der EU-Kommission, Artur Runge-Metzger.

Der Chef des UN-Klimasekretariats, de Boer, unterstützte die US- Forderung nach verstärkter Erforschung sauberer Technologien bei der Nutzung fossiler Brennstoffe. "Der Kohlebedarf steigt nach den Prognosen in den nächsten 20 Jahren um 70 Prozent", sagte de Boer. Gerade Länder wie Indien und China hätten große Vorkommen. "Es ist schlicht nicht realistisch zu erwarten, dass sie diese Ressourcen nicht nutzen."

Minimalziel festgelegt

Das Abschlussdokument der Konferenz soll nach dem Willen vieler Politiker mindestens einen Fahrplan für die kommenden Verhandlungen enthalten und die Themenfelder abstecken. Indonesien will den Schutz der Regenwälder als Beitrag zum Klimaschutz darin verankern, die EU will die Emissionen des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs berücksichtigt sehen. Die USA bestehen auf der Formulierung, dass effektiver Klimaschutz nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig sein müsse. Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus. Der neue Vertrag soll spätestens 2009 unterschrieben werden, damit die Länder genügend Zeit für die Ratifizierung haben.

Die Umweltorganisation WWF forderte eine einseitige Verpflichtung der Industrieländer zu konkreten Emissionssenkungen. "Die reichen Länder können zeigen, dass es ihnen ernst ist, in dem sie in Bali eine Emissionsverringerung von mindestens 30 Prozent bis 2020 zusagen", sagte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. Die EU hatte das in Aussicht gestellt, wenn auch andere Industrieländer mitziehen.

Beifall für Australien

Die australische Delegation erntete in Bali starken Beifall, nachdem die Regierung dem Kyoto-Protokoll beigetreten war. Der neue Premierminister Kevin Rudd hatte nach seiner Vereidigung als erste Amtshandlung das Ratifizierungsdokument unterzeichnet. Australien darf seine Emissionen unter dem Kyoto-Protokoll um acht Prozent erhöhen. Rudd räumte aber ein, dass Australien das Ziel wahrscheinlich verfehlen werde.

Quelle: ntv.de

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