Flugzeuge sollen Deutsche außer Landes bringen UN-Basis im Südsudan angegriffen
19.12.2013, 21:33 Uhr
UN-Lager wie hier in der Hauptstadt Juba sind die letzte Zuflucht für viele Menschen.
(Foto: AP)
Ein Machtkampf und ethnische Konflikte lassen die Gewalt im Südsudan eskalieren. Tausende Menschen fliehen und suchen Schutz in UN-Gebäuden. Doch nun wird eine Basis der Vereinten Nationen angegriffen. Deutschland fliegt derweil seine Bürger aus.
Beim Sturm auf eine UN-Basis im Südsudan hat es Verletzte und möglicherweise auch Tote gegeben. Die Vereinten Nationen bestätigten den Angriff und sprachen von "Opfern", ohne jedoch Details zu nennen. "Die Situation ist sehr verworren und verändert sich fast stündlich", sagte ein UN-Sprecher in New York. "Alles ist im Fluss."
Ersten Angaben zufolge hatten Bewaffnete eine UN-Basis im Ort Akobo in der Provinz Jonglei gestürmt, in der 14.000 Zivilisten beherbergt werden. Die Vereinten Nationen haben dem Sprecher zufolge unbewaffnetes Personal aus Akobo abgezogen. Am Samstag sollten 60 UN-Soldaten zur Verstärkung eintreffen. Der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Eliasson äußerte sich sehr besorgt. "Wir verurteilen diesen Angriff auf das Schärfste und fordern alle Parteien zu größter Zurückhaltung auf", sagte der Schwede.
Hintergrund der seit Sonntag andauernden Gewalt ist ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem im Juli entlassenen ehemaligen Stellvertreter Riek Machar. Die Unruhen sind auch ethnisch motiviert: Kiir gehört zur Volksgruppe der Dinka, Machar ist ein Nuer. Die Angreifer auf die UN-Basis sollen Nuer sein. Die Vereinten Nationen befürchten einen Bürgerkrieg zwischen beiden Volksgruppen. Zwischen den Ethnien kommt es in dem bitterarmen Land immer wieder zu brutalen Attacken. Seit Beginn der Unruhen sollen mehrere Hundert Menschen getötet worden sein.
Deutsche sollen ausgeflogen werden
Nach den USA bringen inzwischen auch Deutschland und Großbritannien im Land befindliche Bürger in Sicherheit. Eine Transall-Transportmaschine mit 93 Plätzen aus dem westafrikanischen Mali und ein kleines Passagierflugzeug des Typs Global 5000 mit 13 Plätzen flogen aus Deutschland nach Entebbe in Uganda. Die Transall soll am Freitag rund 100 Deutsche im Südsudan abholen.
Bereits am Donnerstag wurde nach Angaben eines Bundeswehrsprechers der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, mit der Global 5000 nach Entebbe ausgeflogen. Er war mit drei weiteren Soldaten im Südsudan, um die 16 Bundeswehrsoldaten zu besuchen, die sich dort an einem UN-Friedenseinsatz beteiligen. Der Rückflug war eigentlich für Dienstag geplant, musste wegen der Unruhen aber gestrichen werden.
Nach heftigen Kämpfen mit Regierungssoldaten sollen Rebellen zudem die wichtige Stadt Bor erobert haben. Anhänger des regierungskritischen Generals Peter Gatdet Yak, einem Nuer, hätten am Dienstag zunächst die Militärkasernen in der Hauptstadt des Bundesstaats Jonglei angegriffen und schließlich am Mittwochabend die ganze Stadt eingenommen, berichtete die Zeitung "Sudan Tribune". Militärsprecher Philip Aguer sagte, die Armee berate derzeit über die nächsten Schritte.
Die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union zeigen sich schon seit Tagen tief besorgt über die eskalierende Situation. Beobachter warnen vor einem drohenden Bürgerkrieg. Zehntausende Menschen haben in den vergangenen Tagen Zuflucht in verschiedenen Gebäuden der UN-Mission UNMISS gesucht. Das junge Land war erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg mit dem Sudan unabhängig geworden. Trotz reicher Ölvorkommen leben die meisten Menschen im Südsudan in extremer Armut.
Quelle: ntv.de, mli/dpa