Machtkampf in Elfenbeinküste UN-Truppen greifen Gbagbo an
10.04.2011, 21:28 Uhr
UN-Friedenssoldaten auf dem Weg nach Abidjan.
(Foto: dpa)
Kampfhubschrauber der UN und der französischen Truppen beschießen im westafrikanischen Krisenstaat Elfenbeinküste die Residenz des abgewählten Präsidenten Gbagbo. Die Angriffe in der Wirtschaftsmetropole Abidjan sind eine Reaktion auf die Attacken gegen das UN-Hauptquartier vom Vortag.
Im Machtkampf in der Elfenbeinküste haben französische und UN-Kampfhubschrauber erneut Stellungen von Truppen des langjährigen Staatschefs Laurent Gbagbo angegriffen. In Abidjan beschossen sie Ziele in der Nähe des Präsidentenpalastes sowie vor der Residenz Gbagbos, wie die UN-Mission UNOCI erklärte. Zuvor hatten laut UNO Gbagbo-Soldaten das Hauptquartier des Rivalen Alassane Ouattara attackiert.
Die Hubschrauber flogen Angriffe auf die Umgebung des Gbagbo-Palastes im Viertel Plateau und seine Residenz in Cocody sowie mehrere Militärlager, wie der UNOCI-Sprecher sagte. Damit sollten schwere Waffen des Gbagbo-Lagers "neutralisiert" werden. Diese seien in den "letzten drei oder vier Tagen" gegen die Zivilbevölkerung und Friedenstruppen eingesetzt worden. Laut einer Einsatz-nahen Quelle beschossen die Helikopter gepanzerte Fahrzeuge. Bereits zuvor hatte die UNO von einem Wiedererstarken der Gbagbo-Truppen berichtet. Die Truppen Gbagbos verfügten weiter über "zahlreiche Panzer und schwere Waffen", sagte der Chef der UN-Friedensmissionen, Alain Le Roy.
Vergangenen Montag hatten Kampfhubschrauber der UNO und Frankreichs erstmals direkt in die Kämpfe in Abidjan eingegriffen. Neben dem Palast und der Residenz Gbagbos attackierten sie zwei Militärlager seiner Truppen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verteidigte die Angriffe mit dem Schutz der Zivilbevölkerung.
Am Wochenende gewannen die Truppen Gbagbos wieder an Boden. Das Golf Hotel, Ouattaras Hauptquartier in Abidjan, sei mit Mörsern beschossen worden, sagte ein UNOCI-Sprecher. Gemäß ihres Mandates hätten die UN-Soldaten das Feuer erwidert. Das Hotel ist seit Beginn des Machtkampfs nach der Wahl vom November das Hauptquartier des international als Wahlsieger anerkannten Ouattara und wird von Blauhelmsoldaten bewacht.
Gbagbos Sprecher Ahoua Don Mello sagte dagegen am Sonntag, es habe keinen Angriff auf das Hotel gegeben. Die Berichte seien "erfunden" und dienten der Vorbereitung eines erneuten Angriffs auf die Einheiten Gbagbos. Nach den neuerlichen Hubschrauberangriffen am Abend sagte Don Mello, Frankreich habe "kein anderes Ziel", als Gbagbo zu "ermorden".
In der Millionenstadt Abidjan wird die humanitäre Lage immer dramatischer, es fehlt an Wasser und Lebensmitteln. In vielen Stadtteilen plünderten bewaffnete Gruppen Geschäfte aus. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf beiden Konfliktparteien die Beteiligung an Massakern an der Zivilbevölkerung vor.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa