Angst vor Völkermord wächst UN alarmiert über Elfenbeinküste
30.12.2010, 17:17 Uhr
Der neue UN-Botschafter der Elfenbeinküste, Bamba (links), mit Generalsekretär Ban in New York.
(Foto: AP)
Die UN sind besorgt: Der Sonderbeauftragte für die Prävention von Völkermord hält die Situation in der Elfenbeinküste für "extrem beunruhigend". Auch der neue UN-Botschafter des Landes warnt vor Völkermord und fordert Hilfe von der Weltgemeinschaft.
Der UN-Sonderbeauftragte für die Prävention von Völkermord, Francis Deng, hat sich sehr besorgt über die Lage in der Elfenbeinküste geäußert. Es gebe Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen durch Anhänger und Truppen des eigenmächtig im Amt verbliebenen Präsidenten Laurent Gbagbo, erklärte Deng. In diesen bislang noch nicht verifizierten Berichten sei auch die Rede von "aufrührerischen Reden zur Anstachelung von Hass und Gewalt".

Eine Frau betet um Frieden in Abidjan
(Foto: dpa)
Vorwürfe, wonach die Häuser von Gegnern Gbagbos in Abidjan gekennzeichnet wurden, um deren ethnische Herkunft erkennbar zu machen, seien "extrem beunruhigend", fügte Deng hinzu. Er forderte Gbagbo zum Rücktritt auf.
Zuvor hatte der neue ivorische UN-Botschafter Youssoufou Bamba gewarnt, sein Land stehe "kurz vor einem Völkermord". Die Weltgemeinschaft müsse dies verhindern.
Ban warnt vor Angriff
Anhänger von Gbagbo verhinderten nach UN-Angaben Nachforschungen zu mutmaßlichen Massengräbern. Ein Team von Menschenrechtsexperten habe an mehreren Stellen Informationen über Massengräber überprüfen wollen, sagte ein Sprecher der UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI), Nick Birnback. Bislang hätten aber Anhänger Gbagbos den UN-Experten den Zugang verweigert. Zuletzt hatte das Team demnach am Dienstag versucht, nach Anyama nahe der Hauptstadt Abidjan zu gelangen. Das Dorf werde aber von bewaffneten Gefolgsleuten Gbagbos bewacht.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte vor einem Angriff auf die Zentrale des international anerkannten Wahlsiegers Alassane Ouattara. Eine solche Attacke drohe in massive Gewalt auszuarten, die "den Bürgerkrieg wieder entfachen" könnte, erklärte Ban. Anhänger Gbagbos hatten am Mittwoch mit der Erstürmung des Hotels gedroht, in dem sich Ouattara und sein Kabinett unter Bewachung von UN-Blauhelmsoldaten verschanzt haben.
Unterstützung erhält der international weitgehend isolierte langjährige Machthaber Gbagbo unterdessen von zwei bekannten französischen Anwälten: dem früheren sozialistischen Außenminister Roland Dumas und dem für die Verteidigung des Nazi-Verbrechers Klaus Barbie bekannten Anwalt Jacques Vergès. Dumas kündigte in Abidjan an, die beiden Juristen wollten einen Bericht verfassen und dann die "derzeitigen Autoritäten" verteidigen.
Hunderte Verletzte

Laurent Gbagbo will nicht einlenken.
(Foto: dpa)
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) verschlechterte sich die humanitäre Lage in der Elfenbeinküste in den vergangenen Wochen. Helfer des ivorischen Roten Kreuzes hätten mit Unterstützung des IKRK im vergangenen Monat 590 verletzte Menschen behandelt, erklärte die Organisation in Genf. Das Rote Kreuz habe seine Aktivitäten für "Festgenommene, Verletzte und Flüchtlinge" daher verstärkt.
Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen im Zuge des Machtkampfes in der Elfenbeinküste waren nach UN-Angaben bereits zwischen dem 16. und 21. Dezember mindestens 173 Menschen getötet worden. Aus Angst vor einem Bürgerkrieg flüchteten fast 20.000 Menschen ins benachbarte Liberia.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa