Geprügelt, verstümmelt, verbrannt UN besorgt über Lynchmorde
01.03.2008, 12:23 UhrDie Vereinten Nationen (UN) haben sich sehr besorgt über die zunehmende Zahl an Lynchmorden in Bolivien geäußert. Seit Jahresbeginn seien bereits fünf Menschen von aufgebrachten Bürgern auf grausige Art und Weise getötet worden, teilte das Büro des Hohen UN-Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte in La Paz mit. Es sei dringend notwendig, Polizei und Justiz zu stärken.
Vize-Justizminister Wilfredo Chvez kündigte ein Aufklärungsprogramm an und rief die Bevölkerung auf, Polizei und Justiz zu vertrauen, statt sich am Leben anderer zu vergreifen, berichtet die Zeitung "El Diario". Zugleich warnte er, die Täter müssten mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen.
Gerade das aber bezweifeln nach Einschätzung der UN immer mehr Bolivianer. Wegen der schwachen und überforderten Justiz und der oft sehr späten Reaktion der Polizei auf Verbrechen greife ein Gefühl um sich, Verbrecher kämen straflos davon. Dies empfänden die Menschen als Ohnmacht und nähmen das Gesetz dann in eigene Hände. Wenn sich nichts ändere, würden die Fälle von Lynchjustiz, bei denen sich kollektive Wut explosionsartig an wahllosen herausgegriffenen Opfern entlädt, noch zunehmen.
Erst vor einer Woche waren in dem kleinen Ort Epizana drei Polizisten von einem Mob totgeprügelt und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Während es zunächst geheißen hatte, die Beamten seien mit Dieben verwechselt worden, teilten die Behörden nun mit, die Menschen hätten gewusst, dass es sich um Polizisten handelte. Der Vorwurf: überhöhte Bußgelder.
Nur einen Tag später zündeten aufgebrachte Bürger einen Mann in dem Dorf Poquera ebenfalls in der Provinz Cochabamba auf offener Straße an. Hier soll es um Autodiebstahl gegangen sein. Er wurde mit schweren Verbrennungen und nur geringen Überlebenschancen in ein Krankenhaus gebracht. Nach einer Zählung von Menschenrechtsgruppen fielen im vergangenen Jahr insgesamt 15 Menschen der Selbstjustiz der Straße zum Opfer.
Quelle: ntv.de