Hilfe für die Ärmsten UN diskutieren Jahrtausendziele
14.09.2010, 14:50 UhrHunger, Krankheiten, schlechte Bildung - die Probleme der Dritten Welt sind enorm. Die "Millenniumsziele" der UN sollten helfen. Nach 10 von 15 Jahren ziehen die Vereinten Nationen jetzt Zwischenbilanz.

Ein unterernährtes Baby wird in einem Zentrum der German Agro Action (GAA) im Dorf Nosy Varika in Madagaskar versorgt.
(Foto: dpa)
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon setzt im Kampf gegen Armut auf "Superhelden". So bezeichnet der Koreaner eine Gruppe von 18 Experten aus Politik (etwa Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero), Medien (CNN-Gründer Ted Turner) und Wirtschaft (Microsoft-Milliardär Bill Gates), die ihm bei der Durchsetzung der sogenannten Millenniumsziele helfen sollen. Superkräfte tun Not: Vor dem nächste Woche beginnenden "Zwei-Drittel-Gipfel" zu den im Jahr 2000 für 2015 formulierten "Jahrtausendzielen" sind noch viele Probleme ungelöst.
Unter Bans Vorgänger Kofi Annan hatten sich vor zehn Jahren 189 Länder der Vereinten Nationen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2015 soll die Armut auf der Erde ebenso halbiert werden wie die Zahl der Hungernden. Die Kindersterblichkeit soll um zwei Drittel, die der Mütter sogar um drei Viertel sinken. Zudem wollten die Staaten die Ausbreitung von Aids stoppen, die Umwelt schützen und Frauenrechte fördern. Insgesamt wurden acht ehrgeizige Vorhaben, die Millenniumsziele, formuliert. Nach 10 Jahren soll nun ein Gipfel, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in New York erwartet wird, Zwischenbilanz ziehen.
"Unsere Millenniumsziele bleiben in Reichweite"
"Wir haben in einigen Punkten Rückschläge hinnehmen müssen, aber unsere Millenniumsziele bleiben in Reichweite", sagte Generalsekretär Ban Ende Juni bei der Vorstellung seiner "Superhelden". Seine Angaben stimmen optimistisch: Die Zahl der vermeidbaren Todesfälle bei Kindern sank von 12,5 Millionen im Jahr 1990 auf 8,8 Millionen. Im Jahr 2008 bekamen zehnmal so viele HIV-Infizierte moderne Medikamente wie fünf Jahre zuvor. Und die Zahl der bettelarmen Menschen sank in den ersten 5 der 15 Jahre von 46 auf 27 Prozent. Bis zum Jahr 2015 könnten es sogar nur noch 15 Prozent sein.

Ein Südafrikanerin unterzieht sich der Blutabnahme für einen HIV-Test.
(Foto: dpa)
Die Hilfsorganisation World Vision Deutschland (WVD) klingt da pessimistischer. "Noch immer sterben jedes Jahr fast neun Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren, 40 Prozent erreichen nicht mal den ersten Lebensmonat nach der Geburt", sagt WVD-Chef Christoph Waffenschmidt. Mutterschaft bedeute jedes Jahr für 350.000 Frauen den Tod.
"Vielleicht werden die Millenniumsziele nicht hundertprozentig erreicht", sagt Michael Krempin von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, "aber für die armen Länder ist enorm viel geschafft worden." In Asien seien viele Ziele schon jetzt erfüllt. "Das Problem bleibt Afrika, obwohl auch da deutlich mehr Kinder zur Schule gehen als noch vor ein paar Jahren." Jetzt fürchten die Helfer jedoch, dass ihnen das Geld ausgeht. "In der Wirtschaftskrise haben nur wenige Länder ihre Entwicklungshilfe gekürzt", sagt der GTZ- Experte. "Aber nun werden von vielen Sparhaushalte diskutiert. Die schwierigsten Jahre könnten erst noch kommen."
Herausforderungen sind groß
"Wir halten unser Versprechen", heißt es aus Berlin. "Unser Ziel bleibt ein Entwicklungshilfeanteil am Haushalt von 0,7 Prozent", sagt Knut Steinhäuser vom Entwicklungshilfeministerium. Derzeit liegt die Quote allerdings bei gerade 0,4 Prozent. Für die Millenniumsziele ist das Ministerium optimistisch: "Die Herausforderungen sind noch sehr groß, aber es gibt beachtliche Fortschritte. Das Ziel kann erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen."
So bleibt die Bilanz geteilt: Boom in Asien, aber Armut in Afrika: Kinder sterben an im Westen harmlosen Krankheiten. Die meisten Menschen in ländlichen Gebieten haben keine Toiletten. Fast jede zweite Frau bringt ihr Kind ohne medizinische Betreuung zur Welt. Es bleiben also viele Probleme, die in nur noch fünf Jahren gelöst werden sollen. Vielleicht brauchen auch Superhelden mal ein Wunder.
Quelle: ntv.de, Chris Melzer, dpa