Keine überstürzten Reaktionen UN im Atomstreit mit Iran
24.05.2007, 08:37 UhrDer Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohammed el Baradei, sieht eine "Verschlechterung" im Atomkonflikt mit dem Iran. Er teile allerdings die Auffassung von Experten, dass Teheran "frühestens in drei bis acht Jahren" über Atomwaffen verfügen könne, falls es das wirklich wolle. "Wir sehen eine Verschlechterung der Lage und wir bewegen uns auf eine Konfrontation zu", sagte El Baradei am Rande einer internationalen Konferenz über die Gefahren der Weiterverbreitung von Atomwaffen.
El Baradei zeigte sich "besorgt, dass der Iran seine Kapazitäten zur Urananreicherung ausweitet und die IAEO derzeit keine Möglichkeit zu robusten Inspektionen hat". Der IAEO-Generaldirektor forderte erneut eine diplomatische Lösung des Konflikts. Als seine oberste Priorität sei das Ziel, das Land von einer Urananreicherung in großem Maßstab abzuhalten und damit Spielraum für Verhandlungen mit der internationalen Gemeinschaft zu gewinnen.
Der Iran steht im Verdacht, unter dem Deckmantel seines zivilen Nuklearprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Er hat dies immer zurückgewiesen. Mit Sanktionen will der UN-Sicherheitsrat derzeit erzwingen, dass das Land seine Urananreicherung stoppt. Die Regierung in Teheran hat dies ausgeschlossen. Die Technik kann auch für die Waffenproduktion genutzt werden.
Die USA hatten angekündigt, die Weltmächte würden mit der Ausarbeitung von härteren Sanktionen gegen den Iran beginnen, sollte das Land die gesetzte Frist zur Aussetzung der Urananreicherung nicht einhalten. Die Internationale Atomenergiebehörde warf der Islamischen Republik vor, ihre Urananreicherung stattdessen ausgeweitet und ein Ultimatum des UN-Sicherheitsrats ignoriert zu haben. Dieser hatte dem Land am 24. März eine neue Frist von 60 Tagen gesetzt, die Urananreicherung auszusetzen und zugleich zum zweiten Mal Sanktionen verhängt. Frankreich und Großbritannien haben sich bereits für neue und härtere Sanktionen ausgesprochen.
Nach den Worten eines Diplomaten wird der Weltsicherheitsrat wohl nicht vor nächster Woche weitere Schritte einleiten. Das höchste Gremium der Vereinten Nationen werde aller Voraussicht nach Gespräche zwischen der EU und dem Iran in der nächsten Woche zu dem Thema abwarten, sagte ein hochrangiger europäischer Diplomat bei den UN in New York.
Iranisches Atomprogramm wird sabotiert
Amerikanische und ausländische Geheimdienste arbeiten einem Medienbericht zufolge seit mehreren Jahren an der Sabotage des iranischen Atomprogramms. Verdeckte Mitarbeiter hätten dem Iran mangelhafte Bauteile verkauft, deren Defekte nicht leicht nachzuweisen seien, meldete der US-Fernsehsender CBS. Regierungsmitarbeiter verwiesen demnach bereits auf erste Erfolge, wie die Explosion von 50 Zentrifugen in der Atomanlage Natans. Diese sei durch fehlerhafte Spannungsregler verursacht worden.
Zu den verdeckten Mitarbeitern zählten ehemalige russische Wissenschaftler und im Ausland lebende Iraner, berichtete CBS unter Berufung auf "Informanten in mehreren Ländern". US-Geheimdienste hätten in den vergangenen Jahren auf unterschiedliche Weise Bauteile, technische Dokumente und gezeichnete Pläne so verändert, dass sie durch die eingefügten praktisch nicht nachweisbaren Fehler unbrauchbar geworden seien. Die Namen der Länder, deren Geheimdienste neben denen der USA an den Sabotageakten beteiligt sein sollen, nannte CBS nicht. Das US-Außenministerium und die US-Geheimdienste lehnten eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Quelle: ntv.de