Mehrere "Optionen" für Bürgerkrieg in Syrien US-Armee bereitet Militärschlag vor
24.08.2013, 04:41 Uhr
Von Kreuzern der Aegis-Klasse wie der "John Paul Jones" wurden bereits im letzten Golfkrieg Raketen abgefeuert.
(Foto: REUTERS)
Präsident Obama hat ihn noch nicht befohlen, die US-Armee plant aber schon, wie sie einen Militäreinsatz gegen Syriens Machthaber Assad aufziehen würde. Verteidigungsminister Hagel spricht von mehreren Optionen, die vorbereitet worden seien.
Die USA bringen ihre Truppen für ein mögliches Eingreifen in Syrien in Stellung. Mehrere Optionen seien für den Fall vorbereitet worden, dass sich US-Präsident Barack Obama für einen Militärschlag gegen die Führung in Damaskus entscheiden sollte, sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel am Freitag an Bord eines Flugs nach Malaysia. Er machte jedoch deutlich, dass noch keine Entscheidung darüber gefallen sei, ob die USA tatsächlich militärisch gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad vorgehen werden.
Wie die britische Zeitung "Guardian" schreibt, hatte ein Navy-Offizier zuvor gesagt, dass ein viertes mit Marschflugkörpern ("Cruise Missiles") ausgerüstetes Kriegsschiff ins Mittelmeer verlegt werden solle. Ein hoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums erklärte auf CNN, die Liste für Ziele von möglichen Luftangriffen sei auf den neusten Stand gebracht worden. Die Planungen würden die Verwendung von Marschflugkörpern einschließen.
Auch der US-Sender CBS berichtete von Pentagon-Planungen für einen Cruise-Missile-Angriff auf syrische Regierungstruppen. Es werde erwartet, dass US-Generalstabschef Martin Dempsey Optionen für einen Angriff bei einem Treffen im Weißen Haus vorlegen werde.
Obama sagte am Freitag: "Das berührt langsam Kerninteressen der USA." Zugleich äußerte er "große Sorge". Obama hatte früher mehrfach davon gesprochen, dass der Einsatz von Giftgas durch Assad das Überschreiten einer "roten Linie" bedeute. Bei CNN äußerte er sich nun deutlich zurückhaltender. Der Einfluss der USA werde "überschätzt". Bei einem Einsatz ohne UN-Mandat müsse man auch die Frage stellen: "Haben wir eine Koalition, die es machbar machen würde?"
Der einflussreiche Senator John McCain hatte Obama bereits am Donnerstag zum Militäreinsatz in Syrien aufgerufen. Nach dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Syrien dürfe Washington nicht länger zögern. Die USA seien in der Lage, dur ch Raketen die 40 bis 50 im Bürgerkrieg eingesetzten Flugzeuge der syrischen Streitkräfte zu zerstören, sagte der frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber in einem Interview des TV-Senders CNN. Ein Militäreinsatz wäre daher mit "geringen Kosten" verbunden.
Die syrische Opposition beschuldigt die Regierungstruppen, am Mittwoch bei einem Großangriff in der Rebellenregion Ghuta nahe Damaskus ein Massaker mit 1300 Toten verübt zu haben.
USA und Russland fordern unabhängige Untersuchung
Bevor Rakteten abgefeuert werden, soll es aber zunächst eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe geben. Das haben die USA und Russland in selten er Einigkeit gefordert. Moskau rief die verbündete Führung in Damaskus außerdem auf, mit der UNO zu kooperieren, wandte sich aber gegen Rufe in Europa nach Anwendung von Gewalt gegen Machthaber Baschar al-Assad. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kündigte dagegen "ernste Konsequenzen" an, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe mit seinem US-Kollegen John Kerry wegen Syrien telefoniert, erklärte das russische Außenministerium. Beide hätten das "gemeinsame Interesse" an einer "objektiven Untersuchung". Lawrow habe außerdem die syrische Regierung zur Kooperation mit den UN-Inspekteuren gedrängt, die sich derzeit wegen bereits zuvor erhobener Vorwürfe eines Giftgaseinsatzes in Syrien aufhalten. Er forderte darüber hinaus die syrischen Rebellen auf, den UN-Experten freien Zugang zu den fraglichen Orten zu gewähren.
Allerdings erklärte das russische Ministerium auch, dass Forderungen in Europa nach Anwendung von Gewalt gegen Syrien, wie zuletzt von Frankreich ins Spiel gebracht, "inakzeptabel" seien. Berichte über angebliche Chemiewaffenangriffe seien zudem "eindeutig eine Provokation" der Aufständischen, die eine "objektive Untersuchung" verhinderten.
Die Videos zu dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff seien vor den angeblichen Attacken ins Internet gestellt worden, erklärte Moskau. Später sprach Lawrow wegen Syrien auch mit seinen Amtskollegen in Großbritannien und Frankreich, wie das russische Außenministerium ohne Angaben von Details am Freitagabend mitteilte.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa