Politik

Karsai bittet US-Luftangriffe reduzieren

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die USA wegen der hohen Zahl ziviler Opfer um eine Verringerung ihrer Luftangriffe gegen Aufständische gebeten. Karsai sagte dem US-Fernsehsender CBS, es gebe "Alternativen" zu Luftangriffen. "Die afghanische Bevölkerung versteht, dass Fehler gemacht werden", betonte Karsai. Die USA und die Koalitionstruppen töteten Zivilisten nicht "vorsätzlich".

Die USA seien im Lande um den Afghanen zu helfen. Seine Landsleute könnten aber nicht begreifen, warum immer noch Luftangriffe geflogen werden müssten. Karsai sagte, er habe diese Bitte bereits gegenüber US-Präsident George W. Bush geäußert. Das Interview soll am kommenden Sonntag ausgestrahlt werden.


Ein Sprecher der Koalitionstruppen in Afghanistan sagte dem Sender, häufig würde in letzter Minute auf geplante Luftangriffe verzichtet, weil Zivilisten in Gefahr geraten könnten. Luftangriffen gehe eine genaue Prüfung voraus, betonte Oberst Gary Crowder, der stellvertretender Chef des Kommandozentrums für Luftangriffe in der Region ist.

Gates will mehr Unterstützung

Unterdessen hat US-Verteidigungsminister Robert Gates europäische Generäle aufgefordert, ihre Regierungen zu mehr militärischen Zugeständnissen beim Afghanistan-Einsatz zu drängen. Beschränkungen, die einen Einsatz von Soldaten in den besonders gefährlichen Regionen des Landes verhinderten, müssten abgeschafft werden, sagte Gates beim Jahrestreffen europäischer Militär-Offiziere. Viele Alliierte lehnten es ab, das Risiko gleichermaßen auf sich zu nehmen und den Einsatz ausreichend zu unterstützen. "Als Folge riskieren wir es, dass uns das entgleitet, was in Afghanistan erreicht wurde."

"Einfach ausgedrückt: Es gibt die Mitglieder, die ihrer Verpflichtung nachkommen, und es gibt solche, die dies nicht tun", sagte Gates. Er fordere deshalb die Generäle auf, ihre Regierungen zu überzeugen, Beschränkungen aufzuheben, damit die Kommandeure vor Ort mit ihren Truppen an kritischen Einsätzen teilhaben könnten.

Deutsches Strategiepapier

Gates äußerte sich nach dem Nato-Treffen im niederländischen Noordwijk, auf dem mehrere Mitgliedstaaten zwar ein verstärktes Afghanistan-Engagement zusagten. Länder wie etwa Deutschland und Frankreich sagten aber lediglich mehr Militärausbilder zu - und nicht mehr Kampftruppen. Stattdessen fordert Deutschland eine Neuausrichtung der NATO-Strategie in Afghanistan. Das Bündnis solle einen Aktionsplan vorlegen, der den Militäreinsatz und seine Ziele für die nächsten Jahre definiert, heißt es in einem Diskussionspapier, das Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) laut einem Bericht des "Handelsblatts" in Noordwijk vorlegte. Die NATO müsse auch Kriterien nennen, anhand derer "Erfolg (oder Scheitern) definiert und gemessen werden könne".

Der Plan soll bereits beim nächsten NATO-Gipfel Anfang April in Bukarest stehen. Jungs Initiative sei auf "große Zustimmung gestoßen", sagte ein Teilnehmer in Noordwijk. Es gehe darum, das beim letzten Gipfel in Riga vor einem Jahr entwickelte Konzept der "vernetzten Sicherheit" besser umzusetzen, heißt es in dem Papier. Angesichts der "schwierigen Lage" in Afghanistan ergreife die NATO zwar immer mehr Initiativen. Vor allem die zivilen Beiträge zum Wiederaufbau seien jedoch nur ungenügend in die NATO-Strategie integriert. Auch die Ziele bei der Ausbildung der afghanischen Armee, beim Kampf gegen den Drogenanbau und bei der Entwaffnung der afghanischen Warlords müssten besser definiert werden. Oberste Maxime müsse es sein, "den afghanischen Menschen in ihren Bemühungen zu helfen, eine selbsttragende Sicherheit zu erreichen".

Quelle: ntv.de

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