82.000 Polizisten nicht genug US-Pläne für Afghanistan
22.03.2009, 15:08 UhrZwei Wochen vor dem Nato-Gipfel dringen die USA auf eine kräftige Aufstockung der afghanischen Polizei zur Stabilisierung der Lage am Hindukusch. Diese sei das schwächste Glied in der Sicherheitskette, sagte der neue US-Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, bei einer Sicherheitskonferenz in Brüssel. "Wir müssen die Zahl der Polizeibeamten erhöhen und ihre Qualität und Ausbildung verbessern."
Der Aufbau der afghanischen Polizei ist eine der Hauptaufgaben der Bundeswehr. Die Bundesregierung rechnet aber nicht mit neuen Anforderungen an Deutschland. Die USA hätten erst vor kurzem bei einem Treffen das deutsche Engagement positiv gewürdigt, sagte Verteidigungsminister Franz Josef Jung dem "Tagesspiegel".
Neue Anschläge
Die Gewaltwelle in dem Land erreichte zuletzt einen neuen Höhepunkt. Bei zwei Bombenanschlägen starben am Wochenende sieben Zivilisten und ein Polizist. Durch zwei am Straßenrand gelegte Bomben kamen zudem vier kanadische Soldaten und ein einheimischer Übersetzer ums Leben. Im besonders unruhigen Süden des Landes wurde ferner ein weiterer Nato-Soldat getötet.
Mehr als 82.000 Polizisten
Holbrooke zufolge wird die ursprünglich von der Regierung von US-Präsident Barack Obama angepeilte Aufstockung um 4000 auf 82.000 Polizisten inzwischen als nicht mehr ausreichend erachtet. Darin sei man sich mit den Verbündeten und der afghanischen Regierung einig. Die von der "New York Times" ins Spiel gebrachte Verdoppelung aller Sicherheitskräfte des Landes auf rund 400.000 Mann wies Holbrooke aber als Spekulation zurück. Obama prüft derzeit mehrere Optionen für eine neue Afghanistan-Strategie. Diese dürften auch Thema beim Jubiläums-Gipfel der Nato am 3. und 4. April in Kehl und Baden-Baden sein.
Nicht nur auf Militär setzen
Im Vorfeld des Treffens distanzierte sich der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Christian Schmidt, von einer kräftigen Aufstockung der afghanischen Sicherheitskräfte. "Wir müssen Afghanistan zunehmend den Afghanen überlassen und kleinere Brötchen backen", sagte er der "Bild am Sonntag". "Manche" hätten den neuen Begriff der vernetzten Sicherheit von militärischem und zivilem Vorgehen "nicht weit genug verstanden". Zudem könne sich ein Land wie Afghanistan keinen riesigen Sicherheitsapparat leisten.
Die neue US-Regierung will in diesem Jahr 17.000 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch schicken. Deutschland stellt mit rund 3800 Soldaten das drittgrößte Kontingent und hat bereits eine Aufstockung von 600 weiteren Bundeswehr-Soldaten zugesagt. In dem vor knapp einem halben Jahr eröffnetem deutschen Polizei-Schulungszentrum in Masar-i-Scharif sollen jährlich bis zu 1000 Polizisten ausgebildet werden.
Quelle: ntv.de