Krieg im Kaukasus US-Ton wird schärfer
12.08.2008, 08:50 UhrUS-Präsident George W. Bush hat Russland mit scharfen Worten zur Umkehr seines militärischen Kurses im Südkaukasus aufgefordert. Russland sei in einen "souveränen Nachbarstaat einmarschiert und bedroht eine demokratisch gewählte Regierung", sagte Bush nach einer Krisensitzung mit dem Nationalen Sicherheitsrat in Washington. Eine solche Militäroffensive sei im 21. Jahrhundert völlig inakzeptabel.
Russlands "Aktionen" werfe "ernsthafte Zweifel über seine Intentionen in Georgien und der Region auf", sagte Bush weiter. Es gebe Hinweise darauf, dass Moskau den Sturz der demokratisch gewählten Regierung in Tiflis betreibe. Bush warnte Russland, mit seinem derzeitigen Kurs seine Beziehungen zu den USA und den anderen europäischen Staaten ernsthaft zu gefährden.
Russland lehnt ab
Russland hat derweil den französischen Entwurf einer UN-Resolution zu dem Krieg um Südossetien als inakzeptabel abgelehnt. Der von Frankreich eingebrachte Resolutionsentwurf sieht nach den Worten von Botschafter Jean-Pierre Lacroix eine sofortige Einstellung aller Feindseligkeiten in Georgien vor. Außerdem solle Russland seine Truppen aus Südossetien abziehen und die territoriale Integrität Georgiens respektieren. Den Opfern solle zudem humanitäre Hilfe zukommen.
Russlands Botschafter Witali Tschurkin sagte dazu, der Entwurf habe zahlreiche Unzulänglichkeiten. Vor allem enthalte er keine Hinweise auf die georgische Aggression und die von Georgien verübten Grausamkeiten.
Wegen des Krieges um Südossetien will der französische Staatspräsident und amtierende EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy zwischen Russland und Georgien vermitteln. Sarkozy werde zunächst in Moskau mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zusammentreffen, hieß es in einer Mitteilung des Präsidialamts. Dann soll er nach Tiflis reisen und dort mit dem georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili sprechen.
Abchasische Offensive
Truppen der abtrünnigen georgischen Region Abchasien haben unterdessen eine Offensive gegen georgische Truppen in der Kodori-Schlucht gestartet, dem einzigen Gebiet in Abchasien, das noch von Georgien kontrolliert wird. Dies berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Vertreter des abchasischen Verteidigungsministeriums. Der russische Nachrichtensender "Westi 24" berichtete von heftigen Schusswechseln und Luftangriffen der abchasischen Luftwaffe in der Kodori-Schlucht.
Abchasien versucht, die georgischen Truppen aus der Kodori-Schlucht zu vertreiben. Tiflis versicherte bisher, alle Angriffe abgewehrt zu haben. Dagegen sagte der abchasische Verteidigungsminister Mirab Kischmarja, die georgischen Truppen säßen im oberen Abschnitt der Schlucht "völlig fest". Abchasien hatte sich ebenso wie die abtrünnige Provinz Südossetien Anfang der 90er Jahre von Georgien abgespalten. Nach dem Völkerrecht gehören beide Gebiete jedoch weiter zu Georgien.
Quelle: ntv.de