Protest gegen "Barbie Girl"-Video Blog zeigt Romneys Steuertricks
24.08.2012, 19:24 Uhr
Romney hält sich bisher in Sachen Steuer bedeckt.
(Foto: REUTERS)
950 Finanzunterlagen, die mutmaßlich von Mitt Romney stammen, sorgen derzeit für Aufsehen in den USA. Die Akten, die ein Blog veröffentlicht, zeigen die Finanzpraktiken des Republikaners, der im Herbst US-Präsident werden will. Für Aufregung sorgt außerdem ein Wahlspot mit einem "Romney-Girl".
Wenige Tage vor seiner offiziellen Nominierung bleiben die Steuerpraktiken des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney Reizthema in den USA. Nun stellte der New Yorker Blog "Gawker" (übersetzt: Gaffer) 950 angebliche Finanzunterlagen des Multimillionärs ins Internet. Sie sollen belegen, dass Romney sein auf 250 Millionen Dollar geschätztes Vermögen auf legale Weise mit einem unübersichtlichen Netz von Investitionen über Jahre an den US-Steuerbehörden vorbeigelenkt hat.
Die Bilanzberichte und Vermögensaufstellungen betreffen hauptsächlich Romneys 1984 gegründete Investmentfirma Bain Capital sowie deren Tochterfirmen. Viele Dokumente weisen auf Anlagen auf den Cayman Inseln oder in Luxemburg hin. Nach dem Material zieht der ehemalige Gouverneur von Massachusetts selbst 13 Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Firma weiter Gewinne. Er soll mehrfach riskant spekuliert haben. Einige der veröffentlichten Details hatte bereits das Magazin "Vanity Fair" im Juli publiziert.
Romneys Steuern sind seit längerem Thema im US-Wahlkampf. Präsident Barack Obama hatte seinen Rivalen mehrfach aufgefordert, seine Unterlagen transparent zu machen. Romney lehnt dies bislang ab. Er begründete seine Weigerung mit seinen Abgaben an die Mormonen. "Unsere Kirche veröffentlicht nicht, wie viel man spendet", erklärte er dem Magazin "Parade". Dies sei Privatsache. Durch seine bisherigen Veröffentlichungen seien diese Informationen zum Teil bereits an die Öffentlichkeit gelangt.
4,1 Millionen Dollar an die Kirche
Als Mormone ist Romney angehalten, zehn Prozent seines Einkommens an die Kirche zu spenden. Nach den vorliegenden Daten überwies er in den vergangenen zwei Jahren 4,1 Millionen Dollar an die Kirche, was 9,7 Prozent seines Einkommens entspricht. Eine Kirchensteuer gibt es in den USA nicht.
Zudem erklärte Romney wiederholt, . Das ist prozentual deutlich weniger, als Millionen Arbeitnehmer in den USA zahlen müssen. Dort werden nämlich Kapitaleinkommen geringer besteuert als Einkünfte aus Arbeit.
In den USA ist es üblich, dass Präsidentschaftskandidaten ihre Steuererklärungen publik machen. Romney hat seine Unterlagen für 2010 veröffentlicht, die für 2011 sollen Mitte Oktober folgen. Die Demokraten von Barack Obama haben den Republikaner jedoch aufgefordert, die vergangenen fünf Jahre offenzulegen.
"I'm a Barbie Girl"
Um Romneys Steuerpraxis geht es auch in einem Wahlkampf-Video, das für Kontroversen bis hin in die Schweiz gesorgt hat. In dem Streifen, den eine private Organisation produzierte und ins Internet stellte, tanzt eine junge Frau ("Miss Swiss Bank Account") als "Romney Girl" im Dirndl um einen Mann, der den republikanischen Spitzenkandidaten Mitt Romney darstellen soll. Sie singt zu den Tönen des 1997er Pop-Hits "I'm a Barbie Girl" und bezieht sich dabei auf Vorwürfe, nach denen der Multimillionär Teile seines Reichtums in Schweizer Banken gebunkert haben soll, um Steuern zu sparen.
"Ich bin ein Romney-Girl, in einer Romney-Welt. Leben ist steuerlos. Es ist fantastisch", gibt die Frau musikalisch von sich. "Ich bin Mitt Romney. Lass uns feiern", antwortet der Video-Romney, während sie in sein rotes Cabrio steigt.
Ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums in Bern, Renz Tilman, bestätigte, dass sich die Botschaft in Washington im Wahlkampf-Hauptquartier von Präsident Barack Obama beschwert habe. Sie habe gegen die Ausstrahlung von Spots interveniert, "welche den Eindruck vermitteln, dass die Tatsache, ein Bankkonto in der Schweiz zu haben, an sich schon anrüchig sei und in jedem Fall dazu dienen würde, Geld vor dem Fiskus zu verstecken".
Keine Verbindung zu Obamas Wahlkampflager
Salome Ramseier, eine Sprecherin der Schweizer Botschaft, erklärte aber, dass die Intervention nichts mit dem Romney-Girl-Video zu tun gehabt habe. Sie habe sich auf "Schlussfolgerungen" hinsichtlich Schweizer Bankkonten vor dem Clip bezogen, sagte sie.
Das Video stammt von der New Yorker Interessengruppe Agenda Project/Action Fund (APAF). Diese habe keine Verbindung zu Obamas Wahlkampflager, sagte Erica Payne, Chefin der Gruppe. Sie sei eine unabhängige Einrichtung, die für eine Reform des Steuersystems kämpfe.
Obama hatte am Montag gefordert, dass Romney seine Steuererklärungen offenlegt. Dabei sagte Obama, eine bereits von Romney veröffentlichte Steuererklärung lege nahe, dass dieser Schweizer Konten genutzt habe. "Das mag vollkommen legal sein", so Obama, "aber ich nehme an, wenn man durchschnittliche Amerikaner fragt, ob sie eines (ein Schweizer Bankkonto) haben und ob das dazu gehört, wie sie ihren steuerlichen Verpflichtungen nachkommen, dann würden sie Nein sagen."
Quelle: ntv.de, dpa