US-Wahl

Welche Staaten Romney und Obama brauchen Ohio allein ist nicht genug

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Wenn Obama Ohio gewinnt, gewinnt er die Wahl: Auf diese einfache Formel wird derzeit vielerorts die Chance des Präsidenten auf eine zweite Amtszeit heruntergebrochen. Doch weit gefehlt: Ohio allein reicht nicht aus, um Obama über die Schwelle von 270 Wahlmännerstimmen zu heben.

Wer Obama sehen will, muss nach Ohio fahren.

Wer Obama sehen will, muss nach Ohio fahren.

(Foto: AP)

Wer mit der rasantesten Achterbahnen der USA fahren will, braucht diese nicht in Ohio zu suchen. Der dortige Vergnügungspark "Six Flags" hat seine wildesten (und im Unterhalt teuersten) Fahrgeschäfte 2007 abgeschafft, es drohte der Bankrott. Wer allerdings Barack Obama live erleben will, so lange er in dieser Amtszeit noch Präsident ist, hat in Ohio zurzeit die besten Chancen: Kein anderer Bundesstaat ist so umkämpft wie dieser, keinem wird in der kommenden Wahl eine so große Bedeutung zugemessen.

Entsprechend groß ist auch der Aufwand, den beiden Kampagnen in Ohio betreiben. Insgesamt 109 Millionen Dollar haben Obama und Romney in Ohio bereits für Werbung ausgegeben, wie die "Washington Post" berechnete. Demnach steht Ohio an dritter Stelle der teuersten Schlachtfelder dieser Wahl. Nur in Florida und Virginia haben die beiden Lager mehr Geld investiert.

Ohio, die politische Wetterfahne

Und zumindest historisch ist das auch durchaus gerechtfertigt. In den vergangen zwölf Wahlen spiegelte Ohio den landesweiten Trend wider: "As Ohio goes, so goes the nation", heißt es in einem Sprichwort unter Wahlexperten. Wie Ohio wählt, so wählt das ganze Land. Eine Wahl entschieden hat der wegen seiner Kastanienbäume "Buckeye State" genannte Bundesstaat zuletzt 2004. Damals gewann am Ende George W. Bush gegen John Kerry mit rund 120.000 Stimmen.

Romney in Colorado - ebenfalls ein Swing State.

Romney in Colorado - ebenfalls ein Swing State.

(Foto: AP)

Für Romney hat Ohio sogar eine besonders große Bedeutung: Noch nie hat ein Republikaner hier verloren und gleichzeitig die Präsidentschaft gewonnen.

Doch Ohio ist nicht alles, weder für Romney noch für Obama. Keinem von beiden würde ein Sieg dort genügen, um die nötige Mindestanzahl von Wahlmännerstimmen (270) zu bekommen.

Verschiedene Zwischenstände

Nach aktuellen Berechnungen von CNN kommt der Präsident derzeit auf 237 Wahlmännerstimmen, Romney auf 191. Die "New York Times" sieht Romney bereits bei 206 Wahlmännern, und beim Umfrage-Portal "realclearpolitics.com" hat der Republikaner sogar einen Vorsprung von 209 Wahlmännerstimmen zu Obamas 201.

Ohio liefert 18 Wahlmänner. Nur Florida hat mehr, nämlich 29. Dazu kommen: Wisconsin (10), Colorado (9), Nevada (6), Iowa (6) und New Hampshire (4). Damit ergibt sich eine ganze Reihe von Szenarien, in denen Obama zwar Ohio gewinnt, Romney aber dennoch Präsident wird.

Wann Romney gewinnt

Siegt er zum Beispiel in Florida, Virginia, Wisconsin und Colorado, bräuchte er nur noch Iowa oder Nevada. Der Vorteil: Das kleine New Hampshire wäre damit nicht mehr relevant. Dort liegt Obama in den "Swing States"-Umfragen zurzeit am weitesten vorn, entsprechend müsste Romneys Aufwand sein, um dort noch etwas reißen zu können.

Eine Wählerin zeigt in Westlake, Ohio, wie viel politische Werbung in ihrem Briefkasten landet.

Eine Wählerin zeigt in Westlake, Ohio, wie viel politische Werbung in ihrem Briefkasten landet.

(Foto: AP)

Anders wäre die Situation, wenn Obama neben Ohio auch Iowa und Nevada gewinnt. Dann wäre New Hampshire das Zünglein an der Waage.

Problem für Romney: Florida darf er nach diesen Rechnungen auf keinen Fall verlieren. Ohne den "Sunshine State" wären für ihn maximal 254 Wahlmänner drin - zu wenig, um Präsident zu werden.

Wann Obama gewinnt

Doch wie dringend braucht Obama Ohio? Weniger als Romney, so viel steht bereits fest.

Dem Präsidenten reicht schon eine Kombination aus Florida und einem der anderen Swing States, um auf mindestens 270 Wahlmännerstimmen zu kommen. In diesem Fall würde Ohio keine Rolle spielen. Und selbst wenn die "großen Drei", Florida, Ohio und Virginia, verloren gingen, reichten Siege in den restlichen kleineren "Swing States" für den Sieg und damit vier weitere Jahre im Weißen Haus.

Rechenspiele, die in den letzten Tagen des Rennens in beiden Camps für schlaflose Nächte sorgen werden. Und die natürlich auf der Annahme basieren, dass es keine Überraschungen gibt. So wie 2008, als Obama nicht nur sämtliche "Swing States" gewann, sondern auch noch North Carolina und Indiana, die eigentlich den Republikanern zugeneigt sind. Dann würden die Karten völlig neu gemischt.

Auf der Wahlkarte unseres Partners CNN kann sich jeder seine eigene Wahlkarte zusammenbauen und sämtliche Szenarien durchspielen. Und wem das noch zu langweilig ist, kann sich an der actionreicheren Variante von "Kongregate" versuchen. Dort treten zwar Barack Obama und John McCain an, aber das Prinzip lässt sich problemlos auf die Gegenwart übertragen. Ebenfalls empfehlenswert: das "electiongame", wo man mit den aktuellen Kandidaten um die Macht zocken kann.

Quelle: ntv.de, dpa

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