Obama diagnostiziert "Romnesie" beim Herausforderer US-Wahlkampf wird sehr ulkig
20.10.2012, 07:12 Uhr
Obama spricht über die Romnesie vor der George Mason Universität in Fairfax, Virginia.
(Foto: dpa)
Die Welt lernt einen neuen Begriff kennen: Romnesie. Jene Fähigkeit von Superreichen, den Zusammenhang zu vergessen, in dem sie ihr Geld gemacht haben. Ihre Ausbildung zu vergessen, ihre Herkunft, ihre Familiennetzwerke, ihre Kontakte. Und sie vergessen auch die Versprechen, die sie einst gemacht haben, um gewählt zu werden.
US-Präsident Barack Obama hat seinem Rivalen Mitt Romney politischen Wankelmut vorgeworfen und mit "Romnesie" ein neues Schlagwort in den US-Wahlkampf eingeführt. Vor 9000 Anhängern im Bundesstaat Virginia sagte Obama, Romney sei von seinen konservativen Positionen im Vorwahlkampf der Republikaner inzwischen auf eine moderate Linie eingeschwenkt. "Er hat vergessen, was seine eigenen Standpunkte sind, und er setzt darauf, dass Sie das auch tun", rief er. "Wir müssen einen Namen finden für den Zustand, den er durchmacht. Ich glaube, er wird 'Romnesie' genannt", sagte Obama zum Jubel der Menschen.
Als Beispiel nannte Obama die Steuerpolitik. "Wer zuvor in diesem Jahr gesagt hat, er werde die Steuern für die oberen ein Prozent (der Bevölkerung) kürzen, und dann in einer Debatte sagt 'Ich weiß nichts von Steuererleichterungen für die Reichen', der braucht ein Thermometer und muss Fieber messen, denn er hat wahrscheinlich 'Romnesie'." Die Republikaner warfen Obama im Gegenzug vor, kein politisches Programm für eine zweite Amtszeit vorlegen zu können. "Dann greift man auf Angstmacherei zurück", hieß es in einer Erklärung.
Das englische Wort "Romnesia" - gebildet aus "Romney" und "amnesia", auf Deutsch "Amnesie" - wurde im Laufe des Tages schnell zu einem der häufigsten Schlagworte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Es war zuvor bereits stellenweise in Zeitungskommentaren, auf Facebook und Pro-Obama-Blogs aufgetaucht. Obama hat den Namen seines Rivalen schon in der Vergangenheit verballhornt. Unter Anlehnung an den englischen Volkshelden Robin Hood nannte er ihn "Romney Hood", der allerdings den Armen das Geld nehme, um es den Reichen zu geben. Wegen des starken Schutzes der Meinungsfreiheit in den USA haben Beleidigungsklagen von Personen des öffentlichen Lebens kaum Aussicht auf Erfolg.
Obama und Romney liegen in Umfragen eng beieinander. Eine Reuters/Ipsos-Erhebung vom Freitag sah den Amtsinhaber drei Prozentpunkte vor dem Herausforderer. Experten gehen davon aus, dass das Rennen bis zur Wahl am 6. November sehr knapp bleiben wird.
Quelle: ntv.de, rts