Santorum liegt auf der Lauer Romney zittert um seine Heimat
22.02.2012, 19:54 Uhr
Bei der CNN-Debatte im Oktober 2011 wurde Santorum (r.) kaum wahrgenommen - das hat sich geändert.
(Foto: REUTERS)
Aufgalopp zur möglichen Vorentscheidung: Zur Abstimmung in Arizona veranstaltet CNN die letzte TV-Debatte vor dem "Super Tuesday". Der Mann der Stunde heißt Santorum. Er holt in den Umfragen auf - und könnte Romney sogar in dessen Heimat Michigan schlagen. Gingrich kämpft derweil ums Überleben.
Vorwahlen am 28. Februar
Arizona, in Prozent
Mitt Romney: 36
Rick Santorum: 32
Newt Gingrich: 18
Ron Paul: 6
Quelle: CNN/Time
Michigan, in Prozent
Mitt Romney: 34
Rick Santorum: 38
Newt Gingrich: 10
Ron Paul: 9
Quelle: Rasmussen Reports
Rick Santorum ist der Mann der Stunde: Nach seinem Dreifach-Sieg in Colorado, Missouri und Minnesota ist er der neue Spitzenreiter in den Umfragen. Mitt Romney muss sich sogar ernsthaft Sorgen machen, bei der Vorwahl am 28. Februar seinen Heimatstaat Michigan zu verlieren, was für weitere Zweifel bei den Mächtigen der republikanischen Partei sorgen dürfte. Newt Gingrichs könnte seine scheiternde Kampagne mit einer starken Vorstellung vor dem Aus bewahren. Allein der Libertäre Ron Paul verteidigt stoisch seine rund 10 Prozent Wähleranteil.
Neuer Herr im Haus
Santorum kann sich mit breiter Brust hinter das Rednerpult in Mesa, Arizona stellen, er gilt als der neue Anti-Romney, als Wunschkandidat vieler Konservativer. Seine sozial-religiösen Überzeugungen sind zurzeit Santorums Hauptbotschaft, noch vor Themen wie Schuldenabbau und Verteidigungspolitik. Allerdings hat er sich mit kontroversen Aussagen zuletzt selbst in Bedrängnis gebracht. So folge der Präsident einer "falschen Theologie", was den Anschein erweckte, Santorum zweifle an Obamas christlicher Moral. Später relativierte Santorum seine die Aussage. Es sei ihm um Obamas liberale Ansichten, nicht seine Religion gegangen. "Ich habe wiederholt gesagt, dass ich überzeugt bin, dass der Präsident ein Christ ist", so Santorum.
Ex-Gouverneur Romney liegt in Arizona zurzeit noch vor Santorum, seine Gedanken aber sind in Michigan. Dort, wo einst sein Vater regierte und Romney aufgewachsen ist, droht ihm eine Niederlage. Die Reaktion seiner Kampagne ist entsprechend heftig: Romney und die ihn unterstützende Gruppe "Restore our Future" pumpten gemeinsam rund vier Millionen Dollar in den Staat, vor allem für negative Werbung gegen Santorum. Der Ex-Senator sei ein "Washington-Insider", der eine Mitschuld am hohen Staatsdefizit trägt. Dieses Argument dürfte Romney in der Debatte bei jeder sich bietenden Gelegenheit einstreuen.
CNN sagt Debatte im März ab
Die Lust der Kandidaten auf TV-Debatten scheint inzwischen allerdings auch aufgebraucht zu sein. Ursprünglich wollte CNN auch am 1. März, fünf Tage vor dem "Super Tuesday", zum Gespräch bitten. Schauplatz wäre der Bundesstaat Georgia gewesen, die Heimat von Gingrich und der Staat, den er unbedingt gewinnen will. Doch Romney, Santorum und Ron Paul sagten kurzfristig ab, sie wollen lieber um Wählerstimmen werben statt miteinander zu diskutieren. Nur Gingrich, ausgesprochener Befürworter von Debatten im Fernsehen, sagte zu. Über Twitter fragte sein Sprecher R.C. Hammond provozierend: "Wenn Romney nicht so lange wach bleiben will, um mit seinen republikanischen Gegner zu debattieren, wie will er dann gegen Präsident Obama bestehen?"
Die Absage der Debatte trifft Gingrich besonders hart: Nicht nur, dass ihm damit kostenlose Werbung verloren geht, die er mit Blick auf schwindende Ressourcen dringend benötigt. Auch der Heimvorteil und damit die Chance, vor einem ihm wohlgesonnenen Publikum punkten zu können, ist dahin. Möglich, dass Gingrichs Kontrahenten nicht ganz zufällig gemeinsam abgesagt haben: Eine weitere Niederlagenserie am 6. März könnte das Ende für die Gingrich-Kampagne sein.
Paul setzt auf Schleichangriff
Die spannendste Geschichte aber könnte ausgerechnet Ron Paul zu erzählen haben, der bisher keine einzige Vorwahl gewinnen konnte. Seine Kampagne behauptet, dass Paul hinter den Kulissen kontinuierlich Delegierte dazugewinne, vor allem in Bundesstaaten, deren Delegierte sich formal erst zum großen Parteitag im Sommer festlegen müssen – und damit ihre Meinung ändern dürfen. Einige der bisherigen Wahlergebnisse seien damit Makulatur: In Nevada habe Paul durch viel Überzeugungsarbeit in Wirklichkeit rund 75 Prozent der Delegierten für sich gewonnen. In Colorado sei die Hälfte der Delegierten Paul-Anhänger, dabei hat er nur 12 Prozent aller Stimmen erhalten.
Quelle: ntv.de