Politik

Kein öffentliches Tribunal in Afghanistan USA bringen Amokschützen weg

US-Soldaten verlassen ihre Basis in der Provinz Kunar.

US-Soldaten verlassen ihre Basis in der Provinz Kunar.

(Foto: REUTERS)

Afghanische Stellen sind irritiert - die USA bringen den mutmaßlichen Amokläufer, der 16 Zivilisten getötet haben soll, nach Kuwait. Das geforderte öffentliche Tribunal wird es wohl nicht geben. "Sie wissen, warum wir das tun", heißt es aus dem Pentagon. Die Stimmung im Land ist explosiv.

Nach dem Massaker eines US-Soldaten an 16 Zivilisten in Afghanistan ist der mutmaßliche Amokschütze außer Landes gebracht worden. Der Soldat sei zu einer "geeigneten Arresteinrichtung" außerhalb Afghanistans geflogen worden, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Wohin genau der Mann gebracht wurde, wollte er nicht sagen.

Nach Informationen des Senders CNN befindet sich der Beschuldigte in einer US-Militärbasis in Kuwait. Dort gebe es auch entsprechende Einrichtungen der US-Militärjustiz, hieß es unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen im Verteidigungsministerium. Der US-Soldat, dessen Identität noch nicht bekannt gegeben wurde, soll in mehreren Häusern in der Nähe seines Stützpunktes in der südafghanischen Provinz Kandahar , darunter nach afghanischen Angaben auch neun Kinder.

"Sie wissen, warum wir das tun"

Einer der Anschläge bei Panettas Besuch ereignete sich in der Provinz, in der kurz zuvor ein US-Soldat Amok lief.

Einer der Anschläge bei Panettas Besuch ereignete sich in der Provinz, in der kurz zuvor ein US-Soldat Amok lief.

(Foto: picture alliance / dpa)

Afghanische Stellen hätten sich beunruhigt über die Verlegung des Soldaten gezeigt, meldete CNN unter Berufung auf die Nato. Das afghanische Parlament hatte gefordert, den Schützen vor ein öffentliches Tribunal zu stellen. Die USA wollen die Untersuchung und die strafrechtliche Verfolgung jedoch nicht aus der Hand geben.

Die US-Regierung habe die afghanischen Behörden "bis hoch zu Präsident (Hamid) Karsai über den Transfer auf dem Laufenden gehalten", sagte Kirby. Die afghanischen Stellen hätten gewusst, dass man den Soldaten außer Landes bringen werde. "Und sie wissen, warum wir das tun", so der Pentagon-Sprecher weiter.

Der Amoklauf hatte auch zu Spekulationen über einen beschleunigten Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan geführt. Die USA, Großbritannien und Deutschland versicherten jedoch, an dem Zeitplan festzuhalten, den Nato-Kampfeinsatz bis 2014 zu beenden.

Anschläge während Panettas Besuch

Bevor die Verlegung des US-Soldaten bekannt geworden war, hatte US-Verteidigungsminister Leon Panetta Südafghanistan besucht. Aufständische verübten derweil zwei Bombenanschläge. In der Provinz Helmand starben mindestens acht Afghanen, als ihr ziviles Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet, wie der Sprecher der Provinzregierung, Daud Ahmadi, sagte. "Das Fahrzeug ist komplett zerstört, und wir sind nicht in der Lage, die Leichen zu identifizieren."

Bei einem Bombenanschlag in der Provinz Kandahar starb ein afghanischer Geheimdienstmitarbeiter. Zwei weitere Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS erlitten Verletzungen, teilte das Büro des Gouverneurs der Provinz mit.

Taliban drohen mit Rache

Der Soldat hatte wahllos 16 Dorfbewohner getötet, darunter drei Frauen und neun Kinder. Er leidet offenbar unter psychischen Problemen. Die Taliban kündigten daraufhin Rache an und drohten US-Militärs zu köpfen. Aufständische griffen am Ort des Amoklaufs eine afghanische Regierungsdelegation an, in Dschalalabad gingen Hunderte von Demonstranten auf die Straße. Soldaten hatten versehentlich Exemplare des Koran verbrannt.

Ziel der Reise Panettas war es vermutlich auch, die Lage zu beruhigen. Der Verteidigungsminister plante, mit US-Soldaten zu sprechen und afghanische Regierungsvertreter zu treffen.

De Mazière plant Nachkriegszeit

Auch der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière reiste nach Afghanistan. "Die Missachtung religiöser Symbole durch Isaf und der schreckliche Amoklauf treffen die Afghanen ins Herz", sagte er. "Ein Anschlag durch Innen-Täter auf uns trifft uns ins Herz,

De Maizière versicherte, das deutsche Engagement in Afghanistan werde zuverlässig fortgeführt. Am Termin 2014 für das Ende des Nato-Einsatzes in seiner bisherigen Form ändere sich nichts. , die wenige Tage vor de Maizière Afghanistan besuchte, hatten vorübergehend für Verwirrung gesorgt, der Amoklauf die Debatte über einen schnellen Abzug weiter angeheizt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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