Politik

Deals mit Feinden in Afghanistan USA lassen Kämpfer laufen

Mit feindlichen Kämpfern zu verhandeln ist für die USA in Afghanistan kein Tabu. Jahrelang wurden gefangene Aufständische freigelassen, wenn diese zusagten, sich gegen Gewalt einzusetzen. Die Vorteile dieser Strategie seien größer als die Gefahren, sagen Regierungsvertreter.

Die USA haben einem Medienbericht zufolge in Afghanistan über Jahre hinweg hochrangige Aufständische auf freien Fuß gesetzt, um die Gewalt im Land einzudämmen. Wie die US-Tageszeitung "Washington Post" unter Berufung auf US-Regierungsbeamte berichtete, mussten aus dem Gefängnis entlassene Häftlinge im Gegenzug für ihre Freilassung zusagen, der Gewalt abzuschwören. Demnach wurde die Praxis im US-Armeegefängnis Parwan nahe dem Luftwaffenstützpunkt Bagram angewandt.

Die Freilassungen aus den Militärgefängnissen sollten einen beruhigenden Effekt haben.

Die Freilassungen aus den Militärgefängnissen sollten einen beruhigenden Effekt haben.

(Foto: REUTERS)

Wie viele Häftlinge auf diese Weise entlassen wurden, gaben die US-Beamten laut der Zeitung nicht an. "Alle sind sich darüber einig, dass es sich um gefährliche Menschen handelt, aber der Nutzen ist größer als die Risiken", zitierte die "Washington Post" einen US-Regierungsvertreter. Weiter schrieb die Zeitung, jede Freilassung habe von der Spitze des US-Militärs in Afghanistan abgesegnet werden müssen.

Beruhigender Effekt auf die Region

Dem Bericht zufolge wurden stets zunächst Gespräche mit Stammesältesten oder Anführern von Aufständischen über die Freilassung bestimmter Gefangener geführt. Sie mussten demnach versprechen, gegen Gewalt in ihren Bereichen vorzugehen. "Wir haben Häftlinge ausgewählt, die Einfluss auf andere Aufständische hatten und deren Freilassung einen beruhigenden Effekt auf eine gesamte Region haben konnte", sagte ein US-Beamter der Zeitung. In den Fällen hätten die Gründe für eine Freilassung schwerer gewogen als diejenigen für eine weitere Haft.

In dem rund 60 Kilometer nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul gelegenen umstrittenen Parwan-Gefängnis hält die US-Armee Aufständische fest, die bei Militäreinsätzen ergriffen wurden. Die Haftanstalt geriet in den vergangenen Jahren mehrfach in die Kritik, weil es dort gewaltsame Übergriffe auf Häftlinge gegeben haben soll. In Anlehnung an das umstrittene US-Gefangenenlager auf Kuba wurde Parwan auch als afghanisches Guantanamo bezeichnet. In den kommenden Monaten soll das Gefängnis an die afghanischen Behörden übergeben werden.

Bis Ende 2014 sollen alle internationalen Kampftruppen Afghanistan verlassen haben und die dortigen Sicherheitskräfte eigenverantwortlich handeln. Derzeit sind nach Angaben der US-Regierung noch rund 87.000 US-Soldaten sowie 44.000 weitere ausländische Soldaten am Hindukusch im Einsatz.

Quelle: ntv.de, AFP

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