Politik

Massaker von Srebrenica USA liefern Verdächtigen aus

15 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica übergeben die USA Bosnien einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Er soll "direkt" an dem Massenmord an 8000 Muslimen beteiligt gewesen sein. Der mutmaßliche Hauptverantwortliche, der frühere Armeechef Mladic, ist allerdings noch immer auf der Flucht.

Boskic war nach dem Krieg in die USA geflüchtet.

Boskic war nach dem Krieg in die USA geflüchtet.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die USA haben einen früheren bosnisch-serbischen Soldaten an Bosnien ausgeliefert, der am Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 beteiligt gewesen sein soll. Der 45-jährige Marko Boskic wurde den bosnischen Behörden auf dem Flughafen von Sarajevo übergeben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Er werde verdächtigt, mit anderen Mitgliedern seiner Einheit in Srebrenica an der Ermordung von muslimischen Jungen und Männern "direkt beteiligt" gewesen zu sein. Berichten zufolge gehörte Boskic einer Spezialeinheit der bosnisch-serbischen Armee an.

Im Juli 1995 waren bosnisch-serbische Milizen in die damalige UN-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatte an den leichtbewaffneten niederländischen Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 Muslime - vorwiegend Männer und Jungen - verschleppt und getötet. Der mutmaßliche Hauptverantwortliche, der frühere bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic, ist noch immer flüchtig. Er wird von vielen Serben nach wir vor als Held verehrt und soll sich in Serbien versteckt halten.

Nach Angaben der bosnischen Staatsanwaltschaft wanderte Boskic nach dem Ende des Bosnien-Kriegs 1995 in die USA aus. Um dort eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, habe er den Behörden seine Kriegsvergangenheit verschwiegen. Washington hatte bereits im Januar einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher ausgeliefert.

Serben entschuldigen sich

Die Leichen wurden nach den Morden in mehreren Massengräbern verscharrt.

Die Leichen wurden nach den Morden in mehreren Massengräbern verscharrt.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Erst kürzlich hatte das serbische Parlament mit hauchdünner Mehrheit das Massaker von Srebrenica verurteilt und den Familien der Opfer ihr Beileid ausgesprochen. Von einem "Völkermord" war in der Resolution nicht die Rede. Die Koalition von Demokraten und Sozialisten im serbischen Parlament hofft, mit der Verabschiedung der Resolution die Europäische Union und Investoren für das Land einzunehmen. Das Massaker an rund 8000 Muslimen in der UN-Schutzzone Srebrenica gilt als schlimmste Grausamkeit in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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