Bomber in der "Luftverteidigungszone" USA provozieren China
26.11.2013, 19:57 Uhr
Zwei unbestückte US-Bomber vom Typ B52 sind durch die "Luftverteidigungszone" geflogen.
Chinas "Brachialdiplomatie" zieht erste Konsequenzen nach sich. Die Amerikaner ignorieren demonstrativ die von Peking ausgerufene "Luftverteidigungszone" und schicken zwei Bomber hindurch. Die Spannung steigt.
Die USA haben demonstrativ die von China neu eingerichtete "Luftverteidigungszone" über dem Ostchinesischen Meer ignoriert: Das US-Militär ließ zwei Bomber vom Typ B-52 über eine zwischen Japan und China umstrittene Inselgruppe fliegen, ohne Peking zu informieren. Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, der Überflug sei als Teil eines Routinemanövers in der Region "lange geplant" gewesen.
Die beiden unbewaffneten Bomber starteten von einem Stützpunkt auf dem US-Überseegebiet Guam im Pazifik und erreichten in der Nacht das vermeintliche Sperrgebiet. Der Flug verlief "ohne Zwischenfälle", die Bomber landeten wieder sicher auf Guam. Am Montag hatte das Weiße Haus die Einrichtung der "Luftverteidigungszone" durch China als "unnötig aufrührerisch" kritisiert.
Unterdessen gab die japanische Luftfahrtbehörde den Airlines des Landes die Order, die chinesische Forderung nach der Übermittlung von Flugplänen zu ignorieren. "Die chinesischen Maßnahmen sind bei uns nicht gültig", erklärte der für das Kabinettsbüro zuständige Minister Yoshihide Suga. "Wir können diesen Schritt nicht akzeptieren, der unseren Flugzeugen unfaire Bedingungen auferlegt." Allerdings haben die beiden größten Fluggesellschaften Japan Airlines und All Nippon Airways der chinesischen Flugsicherung seit dem Wochenende selbstständig die Daten zu 20 Flügen gemeldet, die nach Hongkong oder Taiwan gingen.
China schließt Einsatz der Luftwaffe nicht aus
Politikprofessor Narushige Michishita vom Institut für höhere politische Studien in Tokio zeigte sich besorgt: "Das könnte zum Eingreifen von Kampfflugzeugen führen", sagte der Kenner der schwierigen bilateralen Beziehungen. "Deshalb gab es diese harschen Proteste, auch von Seiten der USA."
Im chinesischen Außenministerium schließt man den Einsatz der Luftwaffe nicht aus. "Es kommt darauf an, wie ernst die Situation ist. Unsere Antwort wird davon abhängen, ob es eine Bedrohung für uns gibt", erklärte Außenamtssprecher Qin Gang. Als Demonstration seiner maritimen Stärke hatte China zudem einen Flugzeugträger in die Region entsandt.
Südkorea scheint die neue Luftverteidigungszone bisher zu ignorieren. Laut Transportministerium lieferten die Fluggesellschaften keine Flugpläne an China. Taiwan erklärte, ab sofort die chinesische Flugaufsicht zu informieren, wenn Maschinen in die Zone eindringen. Die australische Fluglinie Quantas bestätigte, dass sie Flugdaten an Peking durchstelle.
"Luftverteidigungszone" soll vor Angriffen schützen
Das chinesische Verteidigungsministerium hatte am Samstag erklärt, die "Luftverteidigungszone" solle dem "Schutz vor möglichen Luftangriffen" dienen. Peking veröffentlichte Anweisungen, welche die Flugzeuge in der betroffenen Zone unter Androhung militärischer Mittel künftig zu beachten hätten. Darin wird etwa festgelegt, dass genaue Flugpläne vorzulegen und eindeutige Angaben zu den Herkunftsländern von Maschinen zu machen sind.
Peking erhebt seit Jahren Anspruch auf die von Tokio kontrollierte Inselgruppe, die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannt wird. Die chinesische Regierung entsendet immer wieder Kriegsschiffe in das Gebiet um die unbewohnten Inseln. Angesichts der aufgeheizten Stimmung besteht international die Sorge, dass es zwischen den beiden Ländern eine militärische Konfrontation geben könnte.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/DJ/dpa