Spezialkräfte stellen Extremistenführer USA schlagen in Libyen und Somalia zu
06.10.2013, 03:41 Uhr
Mitglieder der US-Eliteeinheit "Navy Seals" beim Training.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bei zwei zeitgleichen Einsätzen in Libyen und Somalia ist es US-Spezialeinheiten gelungen, ein führendes Al-Kaida Mitglied zu fassen sowie einen mutmaßlichen Anführer der Al-Shabaab Miliz zu töten. Der Angriff in Somalia steht offenbar in direktem Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf die Westgate-Mall in Nairobi.
Den USA sind bei Einsätzen in Somalia und Libyen Schläge gegen hochrangige islamische Extremisten gelungen. Bei einem Einsatz in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist es US-Spezialeinheiten geglückt, ein führendes Mitglied der internationalen Terrororganisation Al-Kaida zu fassen, wie das Pentagon bestätigte. In Somalia hingegen ist ein Anführer der Al-Shabaab Miliz offenbar bei Gefechten mit den US-Truppen im Süden des Landes getötet worden. Eine offizielle Bestätigung zum Ausgang des zweiten Einsatzes besteht bisher nicht.

Kämpfer der somalischen Al-Shabaab Miliz lieferten sich mit US-Spezialkräften ein Feuergefecht.
(Foto: AP)
Ein US-Regierungsvertreter sagte der Zeitung "New York Times", in Somalia sei ein führendes Mitglied der Al-Schabaab-Miliz bei einem Angriff auf dessen Wohnhaus in Barawe 150km südlich der Haupstadt Mogadischu erschossen worden. Wie " NY Times" berichtet, sei der Angriff auf das Haus bereits seit rund anderthalb Wochen geplant gewesen und in Reaktion auf den Angriff auf die Mall im kenianischen Nairobi eingeleitet worden.
Bei dem Terrorangriff in Kenia kamen vor rund zwei Wochen über 70 Menschen ums Leben. Der Anführer der Al-Shabbab-Miliz, Ahmed Godane, hatte sich anschließend zu der Attacke auf das Einkaufszentrum bekannt. Dieser soll nun bei dem Angriff durch die US-Armee getötet worden sein, was sich zunächst jedoch nicht bestätigen ließ. Die Kämpfer der Eliteeinheit Navy Seals mussten sich aufgrund der heftigen Gegenwehr vom Ort des Gefechtes zurückziehen, ohne vorher die Identität der getöteten Gegner bestätigen zu können. US-Soldaten sollen bei dem Einsatz nicht zu Schaden gekommen sein.
Al-Shabaab selbst hatte zuvor mitgeteilt, dass ausländische Streitkräfte am Samstagmorgen ihre Stellungen in Barawe angegriffen hatten und dabei von einem gemeinsamen Angriff britischer und türkischer Truppen gesprochen, was Armeesprecher der beiden Länder jedoch als nicht zutreffend bezeichneten. Die Attacke auf das an der Küste gelegene Anwesen soll vor Sonnenaufgang auf dem Seeweg mit kleinen Booten und mit der Unterstützung eines Hubschraubers erfolgt sein, wie ein anonymer Sprecher der US-Armee verlauten ließ. Die somalische Zentralregierung soll zuvor über die Angriffspläne informiert worden sein.
Libyscher Al-Kaida-Führer in Gefangenschaft
Beim zweiten Einsatz in Libyen sei es darum gegangen, das Al-Kaida-Führungsmitglied Abu Anas al-Libi festzunehmen. Al-Libi steht seit über zehn Jahren auf den Fahndungslisten der Vereinigten Staaten und ist bei dem Einsatz gefasst worden. Die USA ließen mitteilen, dass al-Libi sich "nicht länger in Libyen" aufhielte. Ihm wird eine Beteiligung an den Bombenanschlägen mit über 220 Todesopfern auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 vorgeworfen. Im Jahr 2000 war er von einem Gericht in New York wegen seiner Rolle bei den tödlichen Attacken vor 15 Jahren angeklagt worden, schreibt die "New York Times". Auf seine Festnahme stand zuletzt ein Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar (rund 3,7 Millionen Euro).
Al-Libi soll während Wirren zur Zeit des Sturzes von Muammar al-Gaddafi 2011 nach Libyen zurückgekehrt sein. Am Samstag soll er kurz nach dem Morgengebet zusammen mit seinem Bruder von einer Reihe von Fahrzeugen umstellt sowie anschließend entwaffnet und abgeführt worden sein, wie seine das Geschehen vom Fenster ihres Hauses aus beobachtende Ehefrau mitteilte.
US-Angaben zufolge soll die libysche Regierung an der Aktion beteiligt gewesen sein, wobei jedoch nicht klar war, in welchem Umfang. Ein Assistent der Übergangsregierung gab an, dass diese nicht über eine Entführung al-Libis informiert gewesen sei. Auf die Frage, ob amerikanische Truppen jemals gemeinsam mit der libyschen Armee derartige Einsätze planten und ausführten, antwortete Mehmoud Abu Bahia mit "eindeutig nicht." Es wird befürchtet, dass die Aktion innerhalb der libyschen Bevölkerung Zweifel an der Souveränität ihres Landes aufkommen lässt und so die ohnehin instabile Übergangsregierung weiter unter Druck geraten könnte. US-Präsident Obama hatte vor der Intervention im Jahr 2011 noch betont, dass es keine "boots on the ground", also keinen Einsatz von Bodentruppen geben würde, weshalb der jetzige Einsatz von Spezialeinheiten als riskante Aktion eingestuft werden kann.
Schwache Staatlichkeit nutzt Extremisten
Die Einsätze könnten zeitgleich ausgeführt worden sein um zu verhindern, dass bei einer versetzten Aktion die Zielpersonen Sicherheitsvorkehrungen ergreifen - die USA sprechen jedoch offiziell von einem Zufall und verneinen auch die Planung weiterer Operationen. Die Einsätze verdeutlichen die Bedeutung von Anti-Terror-Einsätzen im nördlichen Afrika. In Libyen herrschen seit dem Sturz Gaddafis 2011 chaotische Zustände, in denen sich bisher keine stabile Staatsgewalt neu etablieren konnte. Durch die Abwesenheit einer funktionierenden Polizei sind Kriminalität und Gewalt an der Tagesordnung, während militante Extremisten die unübersichtliche Lage zu ihrem Vorteil nutzen können.
In Somalia hingegen besteht bereits seit über 20 Jahren kein funktionierendes Staatswesen mehr. Im seit den frühen neunziger Jahren herrschenden Bürgerkrieg stehen sich die von den USA und anderen afrikanischen Staaten gestützte Zentralregierung und die islamistisch ausgerichtete Al-Shabaab gegenüber. Der Konflikt, in welchem auch das Nachbarland Kenia bereits mehrfach mit eigenen Truppen eingegriffen hat, stellt einen konstanten Unruheherd für die gesamte Region dar.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa/rts