Nicht mehr auf der Terrorliste USA streichen Volksmudschahedin
29.09.2012, 01:24 Uhr
Marjam Radschawi bei einem Besuch in Berlin 2010.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die oppositionellen iranischen Volksmudschahedin gelten den USA nicht länger als Terrororganisation. Damit werden auch zahlreiche Sanktionen aufgehoben. Dabei kämpfte die Gruppe noch vor 10 Jahren an der Seite Saddam Husseins.
Die US-Regierung hat die iranischen Volksmudschahedin von ihrer Terrorliste gestrichen. Damit würden die gegen die oppositionelle Exilgruppe verhängten Sanktionen aufgehoben, teilte das Außenministerium mit. Der Schritt war vor einer Woche von zwei US-Abgeordneten angekündigt worden. Die USA folgen damit dem Beispiel der Europäischen Union, die nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vor drei Jahren die Gruppe ebenfalls von ihrer Liste terroristischer Organisationen genommen hatte.

Anhänger der Volksmudschahedin bejubeln 2009 in Brüssel die Streichung von der Terrorliste der EU.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die USA hatten die Volksmudschahedin 1997 auf ihre Terrorliste gesetzt. Die Gruppe hatte daraufhin über Jahre viel Geld in Lobbyarbeit investiert, um wieder von der Liste gestrichen zu werden. Ein US-Gericht hatte der Regierung schließlich bis zum 1. Oktober Zeit gegeben, über das Schicksal der Gruppe zu entscheiden. Die Volksmudschahedin, deren Hauptsitz in Paris ist, begrüßten ihre Streichung von der Liste als "gerechte Entscheidung". Der Schritt werde es ihnen erlauben, sich den US-Bürgern besser bekannt zu machen.
Auf der Seite Saddams
Die Volksmudschahedin hatten in den 70er Jahren im Iran mit Gewalt gegen den Schah gekämpft und dabei auch Anschläge auf US-Soldaten und US-Firmen verübt. Während der Iranischen Revolution im Jahr 1979 spielten sie eine wichtige Rolle, überwarfen sich anschließend aber mit Revolutionsführer Ayatollah Khomeini und gingen 1980 in den Untergrund. Im Krieg mit dem Irak schlugen sie sich auf die Seite des irakischen Diktators Saddam Hussein und beteiligten sich an mehreren Militäroffensiven.
Nach dem Sturz Saddam Husseins im Zuge der US-Invasion 2003 wurden die Mitglieder der Volksmudschahedin entwaffnet und in ihrem Lager Aschraf an der Grenze zum Iran interniert. Die irakische Regierung strebt seit Jahren die Räumung des Lagers an. Inzwischen wurden die meisten der 3200 Insassen in ein früheres US-Militärlager bei Bagdad verlegt, doch ist ihr weiteres Schicksal weiterhin ungeklärt. Die Streichung der Volksmudschahedin von der Terrorliste könnte nun den Weg für eine Lösung ebnen.
Seit zehn Jahren keine Anschläge mehr
US-Außenministerin Hillary Clinton begründete die Streichung mit der Absage der Volksmudschahedin an Gewalt und der Tatsache, dass die Gruppe seit zehn Jahren keine Anschläge mehr verübt habe. Zugleich warnte sie aber, die Regierung habe die militante Vergangenheit der Gruppe nicht vergessen. Sie habe auch weiterhin "ernste Bedenken" wegen ihrer Politik gegenüber ihren eigenen Mitgliedern. Kritiker werfen den Volksmudschahedin seit langem sektenartige Strukturen und die Misshandlung abtrünniger Mitglieder vor.
Die Organisation gilt als die aktivste und militanteste Gruppe im Kampf gegen die Islamische Republik Iran. Der Nationale Widerstandsrat Irans (NWRI), der sich als Bündnis der demokratischen Opposition versteht, begrüßte die Entscheidung der US-Regierung, die allerdings "längst überfällig gewesen sei". "Das Volk von Amerika und die US-Regierung werden erkennen, dass unsere Bewegung sich einfach für Freiheit und Demokratie im Iran einsetzt und gegen Fundamentalismus und den Export des Terrors eintritt", erklärte NWRI-Präsidentin Maryam Rajavi.
Ziel der 1965 gegründeten Volksmudschaheddin ist der Sturz der iranischen Regierung. Sie nehmen für sich in Anspruch, die einzige "demokratische Alternative" im Iran zu sein. Kritiker der Organisation halten ihre eigenen Strukturen für undemokratisch und totalitär.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa