Muslimbrüder in Ägypten demonstrieren weiter Übergangsregierung lockt mit Posten
10.07.2013, 01:03 Uhr
Die Anhänger Mursis fordern, dass ihr Mann sofort ins Amt des Präsidenten zurückkehrt.
(Foto: REUTERS)
Die Ankündigung schneller Neuwahlen, der Aufruf zum Dialog - all das half bisher nichts. Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi toben noch immer auf den Straßen Ägyptens. Jetzt bietet der frisch gewählte Interimsministerpräsident den Empörten Sitze in seiner Regierung an.
Ägyptens Übergangsregierung setzt auf Versöhnung mit den Anhängern des gestürzten Mohammed Mursi. Auch Vertreter der Muslimbrüder sollen an der künftigen Regierung teilhaben. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Mena. Übergangspräsident Adli Mansur will demnach im Rahmen der Kampagne "Eine Nation" mit den Mursi-Anhängern ins Gespräch kommen, um das Blutvergießen auf Ägyptens Straßen zu beenden. Der frisch gekürte Übergangsministerpräsident Hasem al-Beblawi versprach den politischen Vertretern der Muslimbrüder überdies Kabinettsposten.
Damit erhöht die Übergangsregierung ihren Einsatz, um für Frieden im Land am Nil zu sorgen. Nur Stunden zuvor lehnte die Muslimbruderschaft, die größte politische Kraft Ägyptens und die vehementeste Unterstützergruppe des gestürzten Präsidenten, den Fahrplan Mansurs für Neuwahlen ab.
Neuwahlen binnen sechs Monaten
Die Eckpunkte dieses Fahrplans: Mansur gab sich die Vollmacht, den Notstand für einen Zeitraum von höchstens drei Monaten zu verhängen und bis zur Wahl des neuen Parlaments Gesetze zu erlassen. Er kündigte an, die umstrittene, islamistisch geprägte Verfassung zu überarbeiten und versprach, damit einen 15-köpfigen Ausschuss zu beauftragen, der hauptsächlich aus Richtern bestehen soll.
Der Ausschuss soll seine Vorschläge einer 50-köpfigen Versammlung vorlegen, die alle gesellschaftlichen Schichten repräsentiert. Über den neuen Text soll schließlich in einem Referendum abgestimmt werden. Danach sollen die Ägypter ein neues Parlament wählen, das rasch die Präsidentenwahl ansetzt. Als Zeitraum für diesen Prozess nannte Mansur sechs Monate.
Die Muslimbrüder wollen dagegen nicht ein halbes Jahr auf einen neuen Urnengang warten und fordern, dass Mursi umgehend wieder sein Amt übernehmen darf. In Kairo und anderen Städten demonstrierten erneut Zehntausende Anhänger der Muslimbruderschaft gegen den Putsch in der vergangenen Woche. Da übernahmen die Streitkräfte Ägyptens die Macht und nahmen Mursi und einige seiner Gefolgsleute fest. Auf die versprochenen Kabinettsposten reagierten sie noch nicht.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa/rts/AFP