Politik

Schwere Kämpfe in Vorort Ukrainische Truppen rücken auf Donezk vor

Ziel Donezk

Ziel Donezk

(Foto: dpa)

Die Lage in der Ostukraine ist dramatisch. Die ukrainischen Truppen rüsten zum Angriff auf die Millionenstadt Donezk. Tausende sind bereits geflohen, die Straßen nahezu menschenleer. Im Visier der Regierungseinheiten ist auch Lugansk.

Die ukrainische Armee ist auf die östliche Rebellenhochburg Donezk vorgerückt. In dem westlichen Vorort Petrowski gebe es "heftige Kämpfe" zwischen Soldaten und Aufständischen, teilte das dortige Bürgermeisteramt mit. Demnach wurden mindestens zwei Zivilisten getötet. Ein ukrainischer Armeesprecher hatte zuvor gesagt, die Streitkräfte bereiteten sich auf die Einnahme der Großstadt vor. Seit Wochen versucht die ukrainische Armee, die Rebellen aus ihren Hochburgen Donezk und Lugansk zu vertreiben.

Zwar gelang es der Armee, Slawjansk, Mariupol und andere kleinere Städte zurückzuerobern, doch geriet die Offensive angesichts der heftigen Gegenwehr der Rebellen immer wieder ins Stocken. Die bisherige Strategie in Donezk besteht darin, die Separatisten zu isolieren, bis ihre Ressourcen aufgebraucht sind. Außerdem sollen sie von der russischen Grenze abgeschnitten worden. Kiew wirft Russland vor, die Separatisten mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen.

Der ukrainische Militärsprecher Andrii Lyssenko sagte, die Truppen würden auf die Außenbezirke von Donezk vorrücken. Es gehe darum, "die Befreiung der Stadt vorzubereiten". Seinen Angaben zufolge zogen sich die Soldaten aber aus der Ortschaft Jassinuwata rund 20 Kilometer nördlich von Donezk zurück, um dort "die Zivilbevölkerung nicht in Gefahr zu bringen".

Riesige Fluchtbewegung aus Donezk

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko versicherte, dass die Soldaten alles dafür tun würden, um die Verluste so gering wie möglich zu halten. Das gelte "sowohl für die Bevölkerung als auch für die Soldaten". Nach UN-Angaben wurden in dem monatelangen Konflikt bislang mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 3400 weitere verletzt.

Aus Donezk floh bereits ein Großteil der Zivilbevölkerung aus Angst vor den Kämpfen. Die Straßen waren am Dienstag nahezu menschenleer, die meisten Geschäfte geschlossen. Dutzende Fahrzeuge verließen die Stadt, in denen vor allem ältere Menschen saßen, wie AFP-Reporter beobachteten. Nach jüngsten Angaben der UN flohen bereits 285.000 Menschen aus der Ostukraine, die Mehrheit von ihnen (rund 168.000) nach Russland.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf den Separatisten vor, die Behandlung von Zivilisten zu behindern. Sie hätten in den von ihnen kontrollierten Gebieten Krankenhäuser besetzt sowie Rettungswagen und Medikamente entwendet. Demnach nutzten sie auch mehrfach Krankenwagen zum Transport ihrer Kämpfer. HRW warf den Rebellen vor, bewaffnete Wachen vor medizinischen Einrichtungen postiert zu haben und diese damit zu Angriffszielen zu machen.

Russen ziehen Truppen zusammen

Derweil hat Russland die Zahl seiner Soldaten an der Grenze zur Ukraine nach US-Berichten fast verdoppelt. In den vergangenen Wochen seien bis zu 21.000 Soldaten im grenznahen Gebiet zusammengezogen worden, meldete die "New York Times" unter Berufung auf westliche Regierungsvertreter. Diese "gefechtsbereite Streitmacht" könne mit wenig Vorwarnung aktiv werden.

Die Ukraine sprach sogar von 45.000 russischen Soldaten an ihrer Grenze. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte im belgischen Mons die Geschlossenheit der westlichen Allianz. "Die Nato ist entschlossen, alle Verbündeten gegen jederlei Bedrohung zu verteidigen", bekräftigte er. Aus Moskau gab es dazu zunächst keinen Kommentar.

Russland hatte zuletzt einen massiven Beschuss seiner Grenze von ukrainischem Territorium aus kritisiert. Dabei starb mindestens ein Mensch, mehrere Gebäude wurden zerstört. Außerdem begründete Moskau in der Vergangenheit die Truppenkonzentration damit, dass man auf diese Weise den Nachschub für prorussische Separatisten in der Ukraine verhindern wolle.

Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa

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