Politik

Ermittlungsbericht zu Möllemann Unfall oder Selbstmord?

Auch nach dem Abschluss der Ermittlungen zum Fallschirmabsturz Jürgen Möllemanns steht nicht mit hundertprozentiger Sicherheit fest, ob der frühere FDP-Spitzenpolitiker Selbstmord beging oder Opfer eines Unfalls wurde. Fest steht laut Essener Staatsanwaltschaft allerdings, dass der Absturz weder durch eine Manipulation von Fremden noch durch technisches Versagen verursacht wurde. Möllemanns Ausrüstung bei dem tödlichen Sprung war voll funktionstüchtig.

Oberstaatsanwalt Wolfgang Reinicke bestätigte eine Reihe von Indizien, die einen Freitod Möllemanns nahe legen: Fest steht, dass der FDP-Politiker seinen bereits geöffneten und offensichtlich intakten Hauptfallschirm in etwa tausend Meter Höhe abwarf. Sicher ist auch, dass Möllemann nach der Lösung des Hauptfallschirms keine Anstrengungen unternahm, den Reserveschirm zu ziehen. Das automatische System, das den Ersatzfallschirm hätte öffnen können, war nicht eingeschaltet. Möllemann schlug mit einer Geschwindigkeit von 180 bis 200 Stundenkilometern auf dem Boden auf. Dabei hatte er die so genannte X-Stellung eingenommen - den Körper waagerecht zum Boden, Arme und Beine von sich gestreckt.

Keine Gewissheit

Dies alles reiche aber nicht aus, um mit vollständiger Gewissheit von einem Selbstmord auszugehen, unterstrich Reinicke. Der Abwurf des Hauptfallschirms könne etwa stattgefunden haben, weil Möllemann in der Luft subjektiv Probleme mit diesem ausgemacht habe. Das automatische System zur Öffnung des Ersatzfallschirms könne ausgeschaltet gewesen sein, da der Politiker angesichts der Ermittlungen gegen seine Person den Kopf mit anderen Dingen voll gehabt haben könnte. Die Tatsache, dass Möllemann den Reserveschirm auch manuell nicht löste, und der Aufprall in der X-Stellung könnten auf eine Verkrampfung Möllemanns im freien Fall zurückzuführen sein.

Möllemann war am 5. Juni in der Nähe von Marl bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen. Unmittelbar zuvor hatte der Bundestag seine Immunität als Abgeordneter aufgehoben und Ermittler hatten begonnen, die Privat-und Geschäftsräume des 57-Jährigen zu durchsuchen.

Möllemann hatte die FDP im März nach monatelangem Streit verlassen und den Schritt damals mit einer "Hetz-und Treibjagd" der Parteiführung begründet. Parteichef Guido Westerwelle hatte Möllemann wegen dessen israel-kritischen Flugblatts für die Niederlage der Liberalen bei der Bundestagswahl im September 2002 verantwortlich gemacht. Zudem hatte die Parteiführung auch im Zusammenhang mit der Finanzierung des Flugblatts und Unregelmäßigkeiten in Rechenschaftsberichten der FDP in Nordrhein-Westfalen Vorwürfe erhoben, die zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft führten.

Quelle: ntv.de

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