Klima-Kompromiss der EU "Unglaublicher Schub" erwartet
10.03.2007, 10:31 UhrDer Beschluss des EU-Gipfels zum Klimaschutz wird nach Einschätzung der Energieexpertin Claudia Kemfert den erneuerbaren Energien einen "unglaublichen Schub" geben. "In Deutschland sind derzeit schon 214.000 Beschäftigte in diesem Bereich, wir rechnen mit bis zu 330.000 bis 2020", sagte die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beschäftigte Professorin aus Hannover.
In dem Zusammenhang nannte Kemfert es aber auch sinnvoll, die Laufzeiten für die Atomkraftwerke zu verlängern. "Wir brauchen Zeit, um Kohle umweltfreundlich zu produzieren und die erneuerbaren Technologien vollständig wettbewerbsfähig zu machen dafür sollten wir die Atomkraftwerke länger am Netz lassen", sagte sie.
Der EU-Gipfel unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Freitag in Brüssel beschlossen, bis 2020 den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um ein Fünftel zu kappen. Der Anteil von Energie aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse soll bis dahin mit 20 Prozent verdreifacht werden.
Der stellvertretende Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Kurt Bodewig (SPD), sieht eine gute Vorleistung für die G8-Verhandlungen. "Jetzt kann man auch an Länder wie die USA oder China deutlicher herantreten und sagen, dass das Kyoto-Protokoll ratifiziert werden muss", sagte der einstige Bundesverkehrsminister. Die sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G8) treffen sich im Juni im Ostseebad Heiligendamm.
Der Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie, Peter Hennicke, befand in der "Frankfurter Rundschau", das Konzept der Europäischen Union "reicht aus, um einen echten Richtungswechsel in der Energiepolitik einzuleiten". Die EU müsse aber alles tun, um eine Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes um 30 Prozent zu erreichen, "auch wenn die USA, China und andere Schwellenländer nicht voll mitziehen".
Sein Institutskollege Hans-Jochen Luhmann kritisierte die Beschlüsse des EU-Gipfels in der "Berliner Zeitung" als "optische Täuschung". Allein die EU-Erweiterung auf 27 Länder und der Zusammenbruch vom Teilen der osteuropäischen Wirtschaft reduziere bis 2012 die Emissionen um 15 Prozent. "Europa will seine Treibhausgase danach also nur noch um 5 Prozent reduzieren." Luhmann hält längere Laufzeiten für Atomkraftwerke ebenso wie Instituts-Präsident Hennicke für unnötig. Sie würden nach seiner Auffassung den Weg hin zu mehr erneuerbaren Energien behindern.
Quelle: ntv.de