Politik

Plagiatsvorwürfe gegen Althusmann Uni entscheidet nächste Woche

Unter Druck: Althusmann spricht nur von handwerklichen Fehlern. Den Vorsatz bestreitet er.

Unter Druck: Althusmann spricht nur von handwerklichen Fehlern. Den Vorsatz bestreitet er.

(Foto: dpa)

Niedersachsens Kultusminister Althusmann, derzeit auch oberster politischer Repräsentant der Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Bundesländer, wehrt sich gegen Vorwürfe, in seiner Dissertation abgekupfert zu haben. Weil seine Stellungnahme aber nur unvollständig in Potsdam eintrudelt, kann die Universität ihre Voruntersuchung nicht wie geplant abschließen.

Der Dekan der Uni Potsdam will erst am kommenden Mittwoch über die umstrittene Doktorarbeit von Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann entscheiden. Der CDU-Politiker sieht sich wie andere Politiker dem Vorwurf ausgesetzt, in seiner Dissertation bei anderen Autoren abgeschrieben zu haben.

Zunächst hatte die Universität das Ende der Voruntersuchung für diesen Freitag in Aussicht gestellt. "Teile der Stellungnahme" seien Mittwochabend per Mail eingegangen, sagte Uni-Sprecherin Birgit Mangelsdorf. Der Rest werde per Post zugehen. "Wir erwarten den Brief am Freitag."

Politische Zukunft in Gefahr

In dieser Stellungnahme will Althusmann, amtierender Präsident der Kultusministerkonferenz, die gegen ihn gerichteten Plagiatsvorwürfe entkräften. Althusmann hat handwerkliche Fehler in seiner Arbeit eingeräumt, vorsätzliche Täuschungsversuche aber vehement abgestritten. Für ihn geht es auch um seine politische Zukunft. Ein Rücktritt sei spätestens dann unvermeidlich, wenn der Doktortitel aberkannt würde, betonen Parteifreunde in Berlin und Hannover hinter vorgehaltener Hand.

Nach dpa-Informationen fehlen in der mindestens 15 Seiten langen Stellungnahme lediglich beigefügte Anlagen, darunter auch ein wissenschaftliches Gegengutachten von anderen Hochschulprofessoren. In dem Gutachten werden die Autoren der ersten Analyse, die den Stein ins Rollen brachte, massiv attackiert, weil sie unter anderem selbst gegen wissenschaftliche Zitierweisen verstoßen haben sollen.

Sollte der Dekan nach der Auswertung der Stellungnahme zu dem Schluss kommen, dass Althusmann gegen wissenschaftliche Standards verstoßen oder gar geschummelt hat, würde im nächsten Schritt der Promotionsausschuss über die mögliche Aberkennung des Doktortitels entscheiden.

Althusmann: Rücktrittsforderungen "unredlich"

Althusmann ist seit gut einem Jahr Kultusminister in Niedersachsen und turnusgemäß Präsident der Kultusministerkonferenz. Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), hatte Althusmann aufgefordert, sein Amt als KMK-Präsident ruhen zu lassen. Allein schon der Verdacht, dass der oberste politische Repräsentant der Bildungs- und Wissenschaftspolitik der Länder es bei seiner Arbeit mit der wissenschaftlichen Präzision nicht so genau genommen hat, schade dem Ansehen des Bildungsstandortes Deutschland.

Althus reagierte mit den Worten, vor einer wissenschaftlichen Überprüfung  der Vorwürfe seinen Rücktritt zu fordern, sei "schlicht unredlich". Laut einer Analyse, die die Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht hatte, gibt es "Hinweise" darauf, dass Althusmann auf 88 von 114 Seiten seiner Dissertation fremdes geistiges Eigentum verwendet hat, "ohne dies in der notwendigen Weise deutlich zu machen".

Koch-Mehrin klagt

Als erste von Plagiatsvorwürfen betroffene Politikerin geht die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP)  gegen den Entzug ihres Doktortitels vor. Sie hat gegen die Entscheidung des Promotionsausschusses der Universität Heidelberg Widerspruch eingelegt. Die Hochschule beschäftigt sich nun ein weiteres Mal mit den Plagiatsvorwürfen und entscheidet dann erneut über den Entzug des Doktortitels. Sollte es dabei bleiben, kann Koch-Mehrin vor dem Verwaltungsgericht klagen.

Zuerst war Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) der Doktortitel aberkannt worden, weil er zahlreiche von anderen Autoren übernommene Passagen nicht gekennzeichnet hatte. Dann gerieten weitere Politiker unter Plagiatsverdacht. Auch der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis verlor seinen Doktortitel von der Universität Bonn. An der Universität Bonn wird die Doktorarbeit von FDP-Mitglied Margarita Mathiopoulos unter die Lupe genommen.

Quelle: ntv.de, hdr/dpa/AFP

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