Politik

Blutige Zusammenstöße in Kairo Studenten legen Feuer in Azhar-Universität

Zwei Etagen der Handels-Fakultät brannten völlig aus.

Zwei Etagen der Handels-Fakultät brannten völlig aus.

(Foto: dpa)

In allen Teilen Ägyptens protestieren Anhänger der Islamisten gegen die Einstufung der Muslimbürder als Terrororganisation. In Kairo legen aufgebrachte Studenten Feuer in der altehrwürdigen Azhar-Universität. Die Polizei zögert nicht, zu schießen.

Die Einstufung der ägyptischen Muslimbruderschaft als Terrororganisation zieht immer wütendere Proteste in dem nordafrikanischen Land nach sich. Islamistische Studenten setzten in der Hauptstadt Kairo ein Gebäude der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität in Flammen. Die Unterstützer des im Juli gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi seien in die Handelsfakultät eingedrungen, hätten eine Prüfung unterbrochen und Feuer gelegt, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Das Gesundheitsministerium bestätigte, dass die Polizei einen 19 Jahre alten Studenten erschossen hat. Zwei Etagen des Gebäudes wurden verwüstet, bevor die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle brachte.

Die ägyptische Übergangsregierung hatte die Muslimbruderschaft, der auch der im Juli gestürzte Präsident Mohammed Mursi entstammt, am vergangenen Mittwoch als Terrororganisation eingestuft und ein Demonstrationsverbot verhängt. Dennoch versammelten sich in vielen Städten Islamisten zu Kundgebungen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden fünf Menschen getötet und Hunderte weitere festgenommen. Die Regierung machte die Muslimbrüder für die Gewalt verantwortlich.

Mehrere Tote im ganzen Land

Unter den Todesopfern war dem Kairoer Innenministerium zufolge ein 18-jähriger Anhänger der Muslimbruderschaft. Er sei bei Ausschreitungen in der Hafenstadt Damietta erschossen worden. Weitere Tote wurden aus der Provinz Minja knapp 300 Kilometer südlich von Kairo sowie aus der Hauptstadt selbst gemeldet. Dort ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten auf dem Campus der Al-Azhar-Universität vor, die Sicherheitskräfte mit Steinen bewarfen.

In zwei Kairoer Vororten wurden Protestveranstaltungen ebenfalls durch den Einsatz von Tränengas aufgelöst. Auch in anderen Städten wie etwa Ismailija am Suez-Kanal kam es zu Ausschreitungen. Die Staatsmedien meldeten am Abend auch den Tod eines Mannes bei Krawallen in Assuan ganz im Süden des Landes.

Noch nie als Terrororganisation eingestuft

Die Einstufung der Bruderschaft als Terrororganisation folgte auf einen Selbstmordanschlag auf ein Polizeigebäude im Nildelta, bei dem an Heiligabend 15 Menschen getötet worden waren. Die Muslimbruderschaft verurteilte die Tat, kurze Zeit später bekannte sich eine dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Extremistengruppe zu der Tat. Die einflussreiche Bewegung der Muslimbrüder war in ihrer langen Geschichte bereits mehrfach über längere Phasen verboten, jedoch noch niemals als Terrorgruppe eingestuft worden.

Die 1928 gegründete Bruderschaft galt bis vor kurzem als die am besten organisierte politische Kraft in Ägypten. Die Zahl ihrer Mitglieder wird auf bis zu eine Million geschätzt. Seit ihrem faktischen Verbot im September gehen Sicherheitskräfte massiv gegen die Islamisten vor. Hunderte Mitglieder wurden getötet. Tausende Muslimbrüder sind zudem inhaftiert, darunter ein Großteil der Führung. Mohammed Mursi ist wie andere führende Muslimbrüder wegen Terrorismus und Verschwörung mit ausländischen Gruppen angeklagt. Ihnen droht die Todesstrafe. Mursi war der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP/rts

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