Politik

Neue Putschvorwürfe auf Malediven Unruhen weiten sich aus

Im Urlauberparadies Malediven herrscht nach dem Machtwechsel Chaos. In mehreren Orten werden Polizeistationen attackiert. Bei Demonstrationen gehen die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen die Menschen vor. Auch Ex-Präsident Nasheed wird dabei verletzt. Noch immer scheint unklar, ob er freiwillig oder durch ein Putsch aus dem Amt geschieden ist.

Die Unruhen auf den Malediven haben sich ausgeweitet. Nach dem Machtwechsel in der Hauptstadt Male gab es auf mindestens zwei Inseln im Süden des Archipels Angriffe auf Polizeistationen. Der Bürgermeister von Addu, Abdulla Sodig, sagte, eine Polizeistation sei gestürmt worden, zwei andere würden von Demonstranten belagert. Auf der Insel Thinadhoo griff eine Menge von rund eintausend Demonstranten laut der Schilderung eines Regierungsmitarbeiters sowohl eine Polizeistation als auch ein Justiz- und ein weiteres Regierungsgebäude an.

Hat sich Mohamed Waheed an die Macht geputscht?

Hat sich Mohamed Waheed an die Macht geputscht?

(Foto: dpa)

Der am Dienstag zurückgetretene Präsident Mohamed Nasheed, der seinen Stellvertreter und Nachfolger Mohamed Waheed für den Umsturz mitverantwortlich machte, wurde bei einer Demonstration in Male verletzt. Mehrere weitere Mitglieder von Nasheeds Demokratischer Partei (MDP) seien bei den Auseinandersetzungen in der Hauptstadt verletzt worden, sagte Nasheeds Cousine Eva Abdulla. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke gegen Demonstranten ein.

Ein MDP-Sprecher sagte, die Proteste von Nasheeds Anhängern seien auch gegen Maßnahmen gerichtet, die dessen Nachfolger nach der Amtsübernahme ergriffen habe. So habe Waheed Reiseverbote gegen einige Angehörige von Nasheeds Regierung und MDP-Abgeordnete erlassen, gegen die Vorwürfe des Amtsmissbrauchs erhoben worden seien. Nach Medienberichten ernannte Waheed außerdem neue Chefs der Polizei und der Streitkräfte der Malediven.

Putsch oder nicht?

Die Malediven gelten als Traumziel für Touristen.

Die Malediven gelten als Traumziel für Touristen.

(Foto: dpa)

Die Partei des abgesetzten Präsidenten Nasheed erhebt derweil Vorwürfe gegen die neue Staatsführung: "Der Präsident wurde mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen, seinen Rücktritt zu unterzeichnen", sagte der bisherige Außenminister Ahmed Naseem. Die Soldaten und Polizisten hätten auf Anordnung von Vizepräsident Waheed gehandelt. "Das ist ein Putsch." Naseem war ebenfalls von seinem Amt zurückgetreten. 

Am Vortag hieß es noch aus Male, Nasheed sei aus freien Stücke zurückgetreten, um einem Machtkampf aus dem Weg zu gehen. In einer TV-Ansprache hatte er gesagt, sein Rücktritt sei "besser für das Land". Er wolle nicht durch Gewalt an der Macht bleiben.

Urlauber auf den Malediven - darunter 5000 Deutsche - sind nach Angaben des Tourismusministeriums nicht von dem Konflikt betroffen. Das Auswärtige Amt rät jedoch von Besuchen der Hauptinsel Male ab. Die Flughafeninsel und Ferien-Resorts seien derzeit jedoch nicht betroffen.

Das kleine südasiatische Land besteht aus 1190 Inseln im Indischen Ozean, von denen nur rund 200 bewohnt sind. Tourismus und Fischerei sind die Haupteinnahmequellen der muslimischen Bewohner. Die Malediven sind bei westlichen Urlaubern - und wegen ihrer Korallen- und Fischvielfalt besonders bei Tauchern - sehr beliebt.

Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa

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