Bundeswehr-Flugzeuge Uran-Munition verschossen?
24.01.2001, 14:39 UhrAuch die Bundeswehr hat möglicherweise in den neunziger Jahren abgereicherte Uran-Munition verschossen. Das sagte Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses in Berlin.
Die Munition sei wahrscheinlich zusammen mit Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR übernommen worden. Laut Scharping sei die Munition in Lenkflugkörpern in der MIG 29 gewesen, von denen 1.500 übernommen worden seien.
1.000 Flugkörper seien durch die Kampfmittelbeseitigung entsorgt worden, weitere 500 durch Entfernung des Uran-Kerns umgerüstet worden. Acht bis zehn Geschosse könnten abgefeuert worden sein, so Scharping. Das werde überprüft. Die unionsgeführte Vorgängerregierung habe den Bundestag davon nicht informiert.
Erst am Vortag war bekannt geworden, dass die US-Armee bei ihren mehr als 1.000 in Deutschland stationierten Panzern vom Typ "Abrams M-1" abgereichertes Uran zur Stärkung der Panzerung verwendet.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte mit, dass die Bundeswehr bei ihren Panzern Konstruktionen aus Metall und Keramik verwende. Allerdings sei diese Variante wesentlich teurer als die von den USA gewählte Variante.
Vor einigen Tagen hatte Scharping die Öffentlichkeit bereits darüber informiert, dass es in siebziger und achtziger Jahren mehrfach zu Vorfällen mit uranhaltiger Munition gekommen war. Scharping verlas am 19. Januar im Bundestag eine Liste aus dem Heidelberger Hauptquartier der amerikanischen Landstreitkräfte in Europa, wonach es insgesamt neun Vorfälle dieser Art in Bayern, Hessen und Niedersachsen gab. Nach Scharpings Angaben sei davon auszugehen, dass es zu irrtümlichem Verschuss und zu Bränden von Kampfpanzern gekommen sei, die mit der Munition beladen waren.
Quelle: ntv.de