Politik

Zahl der Zentrifugen verdoppelt Urananreicherung im Iran

Der Iran hat in den vergangenen drei Monaten die Zahl seiner im Atomzentrum Natans installierten Gaszentrifugen zur Urananreicherung fast verdoppelt. Dabei wurde die Zahl der anreicherungsfähigen Geräte sogar fast vervierfacht. Dies geht aus einem vertraulichen Bericht hervor, den die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO am Mittwoch dem UN-Sicherheitsrat in New York übergab. Angesichts der unnachgiebigen Haltung des Irans im Atomstreit wollen die USA jetzt den Druck auf Teheran weiter erhöhen. Teheran selbst wertete den Bericht als "weiteres Dokument, das das friedliche Wesen des iranischen Atomprogramms beweist".

Nach dem Bericht hat Teheran erneut die Forderungen des Sicherheitsrats ignoriert, der das Land in zwei Resolutionen zur Einstellung der Urananreicherung unter Androhung von Sanktionen aufgefordert hat. An diesem Donnerstag läuft die in der UN-Resolution vom 24. März genannte Frist ab, bis zu der Teheran seine Anreicherungsaktivitäten einstellen konnte.

"Der Bericht zeigt, dass der Iran sein Urananreicherungsprogramm nicht wie gefordert eingestellt hat", sagte der amerikanische UN-Botschafter Zalmay Khalilzad am Mittwoch in New York. "Deshalb ist es Zeit, sich weitere Maßnahmen zu überlegen und den Druck zu erhöhen." Allerdings machte Khalilzad als amtierender Präsident des Sicherheitsrats deutlich, dass er keinen unmittelbaren Zeitdruck sieht. Zunächst müsse der Bericht im Rat und in Washington gründlich gelesen werden.

Nach iranischer Auffassung bestätigte der IAEO-Bericht, dass es im iranischen Atomprogramm keine Abweichung "zu verbotenen militärischen Zielen" gebe, wie Teherans IAEO-Vertreter Ali-Asgar Soltanieh der Agentur Mehr erklärte. Alle iranischen Projekte seien transparent und zudem auch bei der Atombehörde angemeldet.

Dem IAEO-Report zufolge werden in Natans inzwischen acht so genannte Kaskaden von jeweils 164 Gaszentrifugen zur Urananreicherung betrieben, zwei weitere würden derzeit getestet und drei weitere Kaskaden befänden sich im Bau. Ein mit dem iranischen Atomprogramm vertrauter Diplomat in Wien sagte dazu, Teheran könne bis Ende Juni die ursprünglich angekündigten 3000 Zentrifugen installiert haben.

Nach Teherans eigenen Angaben ist es seinen Ingenieuren gelungen, Uran bis zu einem Grad von 4,8 Prozent anzureichern, was zum Betrieb von Atomkraftwerken, aber nicht zum Bau von Atomwaffen ausreichen würde. Die Internationale Gemeinschaft befürchtet, dass Teheran die Urananreicherung zur Entwicklung von Atombomben missbrauchen könnte. Dazu müsste das Land allerdings Uran bis zu einem Grad von rund 90 Prozent des spaltbaren Urans 235 anreichern.

In dem Bericht, der der Deutschen Presseagentur (dpa) vorliegt, beklagt die Atombehörde, dass sich das Wissen um das Jahrzehnte geheime Atomprogramm Teherans in den vergangenen Monaten eher verschlechtert habe. "Wenn der Iran (...) die nötigen Maßnahmen nicht implementiert, wird die Agentur (IAEO) nicht in der Lage sein, den Hintergrund des iranischen Atomprogrammes vollständig zu rekonstruieren", schließt der Report von IAEO-Chef Mohammed el Baradei.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen