Kein Angriff auf "Brudervolk" Uribe zeigt sich freundlich
01.08.2010, 11:39 UhrKolumbiens Präsident Uribe rudert zurück. Sein Land wolle auf keinen Fall das "Brudervolk" in Venezuela angreifen, sagt er. Doch zugleich macht er klar: Venezuela dürfe keine kolumbianischen Rebellen beherbergen.

Uribe in einem Sanitätsflugzeug.
(Foto: AP)
Im Streit mit Venezuela hat sich Kolumbien um Entspannung bemüht, nachdem der venezolanische Staatschef Hugo Chávez die Verlegung von Truppen an die Grenze zum Nachbarland bekannt gegeben hatte. Kolumbien habe zu keinem Zeitpunkt geplant, das "Brudervolk" in Venezuela anzugreifen, versicherte Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe. Chávez hatte das Manöver mit einer "Kriegsbedrohung" durch Kolumbien begründet.
Mit seiner Bemerkung über einen drohenden Krieg wolle Chávez sein eigenes Land täuschen, kritisierte Uribe. Die kolumbianische Regierung bestehe darauf, dass Venezuela seinen internationalen Verpflichtungen nachkomme und keine "kolumbianischen Rebellen" beherberge. Das kolumbianische Außenministerium wies zudem, die Aussage des venezolanischen Präsidenten zurück, die kolumbianische Luftwaffe sei am Donnerstag in Venezuelas Luftraum eingedrungen.
Angespannte Beziehungen
Die der beiden südamerikanischen Länder sind derzeit extrem angespannt, da Kolumbien den Vorwurf erhebt, es hielten sich 1500 Kämpfer der kolumbianischen Rebellenbewegung FARC und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) auf venezolanischem Staatsgebiet auf. Chávez hatte daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen und die Streitkräfte seines Landes in versetzt.
Am Freitag verkündete Chávez zudem im staatlichen Fernsehsender VTV, es seien Einheiten der Infanterie sowie der Luftwaffe an die Grenze zu Kolumbien verlegt worden. Als Grund für diesen Schritt nannte der linksgerichtete Staatschef eine von Kolumbien ausgehende "Kriegsbedrohung". Uribe sei in den letzten Tagen seiner Amtszeit "zu allem fähig". Der konservative Uribe scheidet am 7. August nach acht Jahren aus dem Amt. Die Vorwürfe Kolumbiens wies Chávez erneut zurück.
Kolumbien verstärkt Militärpräsenz
Ungeachtet der Bemühungen Uribes um Entspannung, verstärkt jedoch auch Kolumbien seine Militärpräsenz in der Grenzregion zu Venezuela. Die Luftwaffe des Landes will nach eigenen Angaben einen Stützpunkt im Grenzgebiet in Betrieb nehmen, um die Regenwaldregion nahe der mehr als 2000 Kilometer langen Grenze besser überwachen zu können.
Uribe, der stets eine enge Beziehung zu den USA unterhalten hatte, und der mit dem kommunistischen Kuba verbündete Chávez waren in der Vergangenheit wiederholt aneinander geraten. Chávez zeigte sich nun zu Gesprächen mit Uribes Nachfolger Juan Manuel Santos bereit, etwa unter internationaler Vermittlung. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula Da Silva äußerte während eines Aufenthalts in Paraguay am Freitag seine Bereitschaft, zwischen den beiden Ländern zu vermitteln.
Santos reagierte zurückhaltend auf ein Angebot der FARC-Rebellen zu Gesprächen. Santos' kommende Regierung habe die "Tür zum Frieden nicht verschlossen, aber wir fordern, dass die Guerilla alle Geiseln freilässt, ihre terroristischen Aktivitäten einstellt und die von ihr zwangsrekrutierten Kinder gehen lässt", sagte der designierte Vizepräsident Angelino Garzon am Samstag. Die linksgerichteten FARC-Rebellen hatten am Freitag eine Videobotschaft veröffentlicht, in der sie Santos Gespräche anboten.
Viele Geiseln in Hand der Farc
Die 1964 gegründete Guerilla der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) ist die bedeutendste Rebellenorganisation Kolumbiens und mit bis zu 10.000 Kämpfern in fast der Hälfte des kolumbianischen Territoriums aktiv. Die Rebellen haben zahlreiche Geiseln in ihrer Gewalt.
Quelle: ntv.de, AFP