Politik

Hass auf Lehrer "Ursachen im Schulsystem"

Die Entwicklung von Schülerhass gegen Lehrer wird nach Ansicht des Bielefelder Konfliktforschers Prof. Rainer Dollase vom deutschen Schulsystem und der Lehrerausbildung teilweise begünstigt. "Natürlich sind solche Extreme Einzelfälle", sagte der Psychologe zu den Todesschüssen eines Schülers gegen 13 Lehrer am Freitag in Erfurt.

"Aber sie gedeihen auf einem Humus, für den einige Fehlentwicklungen typisch sind", sagte Dollase der Nachrichtenagentur dpa. Dollase ist seit 1970 mit der Fortbildung von Lehrern befasst und Autor mehrerer Studien zu Gewalt an Schulen.

"Lehrer werden viel zu wenig auf ihre erzieherische Aufgabe hin ausgebildet, sie lernen in keiner Phase der Ausbildung, wie man mit einem Konfliktfall umgeht ", sagte Dollhase. Vielfach schätzten die Pädagogen selbst falsch ein, dass sie nicht nur Bildung vermitteln sollen. "Man kann nicht nicht erziehen", betonte der Wissenschaftler.

Auch als "cooler Unterrichtsmanager" übe ein Lehrer Erziehung aus. Es sei wichtig, auch die im Schatten stehenden, sich nicht beteiligenden Schüler nicht zu übersehen. An deutschen Schulen herrsche oft eine "unselige Alternative" zwischen Weichheit oder Strenge der Lehrer.

Schädlich für das Lehrer-Schüler-Verhältnis sei auch das deutsche Benotungssystem - vor allem im Hinblick auf die mündliche Leistung. Vielfach fehlten klare Kriterien, so dass Schüler für eine schlechte Benotung leicht die persönliche Abneigung von Lehrern verantwortlich machen können, sagte Dollase. Hinzu komme "maßloser Abitur-Ehrgeiz" der gesamten Gesellschaft, die andere Schulabschlüsse kaum noch würdige und nur mit geringen Berufschancen ausstatte.

"Dieser falsche Ehrgeiz schürt schnell die Angst: Wenn ich das nicht schaffe, gehöre ich nicht mehr dazu." Wenn dann das Scheitern des Schülers von ihm selbst eindeutig als Schuld der Lehrer gewertet werde, könne es in Einzelfällen zu extremen Rachefeldzügen kommen.

Quelle: ntv.de

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