Dem Wikileaks-Informanten droht lebenslange Haft Urteil gegen Manning soll am Dienstag fallen
29.07.2013, 20:53 Uhr
Der Obergefreite Bradley Manning legte ein Teilgeständnis ab.
(Foto: REUTERS)
Am Dienstag soll das Urteil gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning fallen. Der Soldat war bereits 2010 festgenommen worden und wartete lange Zeit auf seinen Prozess. Wie hoch seine mögliche Strafe wird, erfährt er allerdings noch nicht.
Im Prozess gegen den Wikileaks-Informanten Bradley Manning wird das zuständige US-Militärgericht am Dienstag sein Urteil fällen. Das habe die Richterin Denise Lind angekündigt, teilte das Gericht mit. Das Strafmaß wird aber erst im August erwartet. Der Prozess gegen Manning hatte im Juni begonnen. Ihm droht lebenslange Haft.
Manning hatte während seiner Stationierung im Irak zwischen November 2009 und Mai 2010 hunderttausende Geheimdokumente von Militärrechnern heruntergeladen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Der Soldat räumte die Weitergabe der Dateien ein und bekannte sich einer Reihe minder schwerer Anklagepunkte schuldig, darunter unerlaubte Aufbewahrung von Geheimdokumenten. Den Hauptvorwurf der Feindesunterstützung bestritt er dagegen.
"Jung und naiv" - aber kein Verräter
Sein Verteidiger David Coombs argumentierte, Manning sei kein Verräter, sondern habe mit seinen Enthüllungen "eine weltweite Diskussion" über den Irakkrieg anstoßen wollen. Der Obergefreite habe gehofft, "dass sich auf Grundlage dieser Informationen die Dinge ändern würden".
Während seiner Stationierung im Irak habe Manning nach eigenen Angaben "schreckliche Dinge" miterlebt, sagte Coombs. Dem Soldaten liege sein Land am Herzen. Er habe gewollt, dass die US-Bürger die Wahrheit über Vergehen ihres Landes im Irak erfahren. Sein Mandant sei "jung und naiv" und habe gute Absichten.
Die Anklage warf Manning in ihrem Schlussplädoyer dagegen vor, er sei "kein Enthüller, sondern ein Betrüger". Der 25-Jährige habe "mit dem Wissen, der Fähigkeit und dem Wunsch" gehandelt, den USA "bei ihren Kriegsanstrengungen zu schaden", sagte Militärstaatsanwalt Ashden Fein.
Das Urteil könnte zum Präzedenzfall werden
Dass Manning hinter Gitter kommt, gilt als sicher. Mit seinem Teilgeständnis hatte er gehofft, einen Vergleich mit einer Haftstrafe von höchstens 20 Jahren erzielen zu können. Doch vergangene Woche weigerte sich Richterin Lind, den besonders schweren Vorwurf der Unterstützung des Feindes fallen zu lassen.
Für weitere Whistleblower könnte Linds Urteil zum Präzedenzfall werden, darunter Wikileaks-Chef Julian Assange und Computerspezialist Edward Snowden, der die NSA-Spionageprogramme enthüllte. Zudem könnte es starke Auswirkungen auf den investigativen Journalismus haben. Wikileaks seien für den Feind im Internet ebenso verfügbar wie die "New York Times", der "Guardian" oder der "Spiegel", sagte Mannings Verteidiger Coombs. Ein Schuldspruch könnte bedeuten, dass schon beim Kontakt zu einem online verfügbaren Nachrichtenmedium der Tatbestand "Unterstützung des Feindes" erfüllt sei.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa