Schmutzige Adoption Urteile in Argentinien
05.04.2008, 16:31 UhrEin argentinisches Ehepaar ist wegen Babyraubes während der letzten Militärdiktatur (1976-1983) zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Osvaldo Riva erhielt acht Jahre und seine Frau Mara Gmez Pinto sieben Jahre, weil sie 1978 die in einem Folterlager von einer Regimegegnerin zur Welt gebrachte, heute 30-Jährige Mara Eugenia Barragn als eigenes Kind registrieren ließen. Während ihrer Kindheit und Jugend sei sie von ihren falschen Eltern lieblos behandelt worden, berichtete die Zeitung "Pgina/12" unter Berufung auf Barragn. Die Beziehung zu den Verurteilten sei von "Grausamkeit und Perversion" geprägt gewesen.
Als die zur jungen Frau herangewachsene Barragn nach und nach herausbekommen hatte, dass sie das geraubte Kind einer der Zehntausenden verschwundenen Opfer des Militärregimes war, erstattete sie gegen ihre falschen Eltern Strafanzeige. Es war das erste Mal, dass ein geraubtes Kind gegen die Schein-Eltern vorging. Barragn und Menschenrechtsorganisationen äußerten sich befriedigt über das Urteil, beklagten aber zugleich, dass die Richter nicht die von der Staatsanwaltschaft beantragten Höchststrafen von 25 Jahren Gefängnis verhängt hätten.
Auch ein früherer Militär, der das Kind dem Ehepaar überlassen hatte, wurde verurteilt. In Argentinien haben die Abuelas de la Plaza de Mayo (Großmütter des Maiplatzes), die nach den Babys ihrer verschleppten und ermordeten Kinder suchen, bisher etwa 85 der damals geraubten Kinder aufgespürt und ihnen bei der Wiedererlangung ihrer wahren Herkunft geholfen. Die Dunkelziffer wird auf mehrere hundert Fälle geschätzt.
Quelle: ntv.de