Brisantes im Sauerland-Prozess V-Mann besorgt Zünder
25.07.2009, 13:44 UhrDie Aussagen eines der vier Terrorverdächtigen im sogenannten Sauerland-Prozess bringen nach einem Medienbericht die Bundesanwaltschaft in Bedrängnis. Der Angeklagte Attila Selek belaste demnach in seiner Aussage den in Ludwigshafen geborenen Türken Mevlüt K. schwer und mache enthüllende Angaben über die Verwicklung der Geheimdienste.
Mevlüt K., der den vier angeklagten Sauerland-Terroristen wohl die Zünder besorgt hat, soll für die Gruppe von zentraler Bedeutung gewesen sein. Die Bundesanwaltschaft zögere wegen möglicher diplomatischer Probleme mit der Türkei aber, einen Haftbefehl gegen den Türken zu beantragen. Dieser sei nach seinem Untertauchen in Istanbul Ende 2002 als V-Mann für den türkischen Geheimdienst tätig gewesen, der den Informanten in Kooperation mit dem US-Geheimdienst CIA geführt habe, schreibt der "Spiegel". Das Magazin "Focus" dagegen behauptet, dass ein Haftbefehl bereits in Vorbereitung ist.

Der Angeklagte Attila Selek bei der Vernehmung.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Laut Selek habe Mevlüt K. der deutschen Gruppe um den Hauptangeklagten Fritz Gelowicz in Istanbul Zünder für einen geplanten Anschlag übergeben. Bei einer Zusammenkunft sei K. nach einer Unterbrechung zurückgekehrt und habe plötzlich gewusst, dass die deutschen Behörden gegen eine Gruppe von Islamisten ermittelten. Dabei seien auch ihre eigenen Namen gefallen, habe Selek zu Protokoll gegeben. "Dann sagte er mir, dass er diese Informationen vom Geheimdienst klauen würde", zitierte der "Spiegel" den Angeklagten.
Anschlagserie geplant
Die Bundesanwaltschaft wirft den vier in Düsseldorf angeklagten Islamisten vor, sie hätten eine Serie von Autobombenanschlägen in Deutschland vorbereitet. Sie hatten laut Anklage ausreichend Chemikalien gehortet, um 550 Kilogramm Sprengstoff herzustellen. Mit einer Anschlagserie wollten sie nach Einschätzung der Ermittler den kurz darauf geplanten Bundestagsentscheid über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr beeinflussen. Sie waren nach monatelanger Überwachung im Herbst 2007 in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen worden.
Das Oberlandesgericht Düsseldorf will am 10. August mit ihrer Vernehmung beginnen. Die Angeklagten haben nach Medienberichten und Angaben ihrer Anwälte bei der Befragung durch das Bundeskriminalamt umfangreiche Geständnisse abgelegt. Dem "Spiegel"-Bericht zufolge umfasst die Niederschrift der Aussagen rund 1100 Seiten.
Selek war nach Einschätzung der Bundesanwälte nur in die Beschaffung der Zünder verwickelt und könnte durch ein Geständnis am meisten gewinnen. Sein Verteidiger rechnet zudem mit Strafnachlass, wenn die Aktion unter den Augen staatlicher Dienste abgelaufen sein sollte.
Quelle: ntv.de, dpa/rts