"Transparenz und Strenge" Vatikan nimmt Papst in Schutz
26.03.2010, 13:43 UhrIm Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche weist der Vatikan alle Angriffe gegen den Papst als "schändlichen Versuch" zurück, dem Kirchenoberhaupt zu schaden. Auch Frankreichs Bischöfe stellen sich hinter Benedikt. Der Erzbischof von Westminster schreibt, der damalige Kardinal Joseph Ratzinger sei kein "untätiger Beobachter" gewesen.

Papst Benedikt XVI. küsst ein Kruzifix in der Kirche San Pietro in Onna bei L'Aqulia während eines Besuches bei den Opfern des Erdbebens in den Abruzzen.
(Foto: dpa)
Der Vatikan hat Papst Benedikt XVI. im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gegen Vertuschungsvorwürfe in Schutz genommen. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" kritisierte die Anschuldigungen als "schändlichen Versuch", dem Kirchenoberhaupt zu schaden.
Es gehe offenbar darum, den Papst und seine engsten Mitarbeiter "um jeden Preis" anzugreifen, hieß es in der Vatikanzeitung. Benedikt XVI. habe in dem Missbrauchsskandal "Transparenz, Entschlossenheit und Strenge" bewiesen. In dem konkreten Fall in den USA habe es "keine Vertuschung" gegeben. Ein Missbrauchsopfer aus den USA bekräftigte dagegen den Vorwurf, der Papst habe Ende der 90er Jahre nichts gegen einen pädophilen Priester unternommen.
Die Vatikanzeitung bezog sich auf einen Bericht der "New York Times", wonach Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige Papst, Ende der 90er Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation vom Erzbischof von Milwaukee über einen Missbrauchsfall in den USA informiert wurde. Dabei ging es um den Priester Lawrence Murphy, der Jahre zuvor bis zu 200 gehörlose Jungen missbraucht haben soll.
Um "Wiedergutmachung" gebeten
Der "Osservatore Romano" bestätigte in dem Leitartikel, dass Murphy sich 1998 auch selbst an den späteren Papst wandte. In dem Brief habe er mit Verweis auf seine angeschlagene Gesundheit darum gebeten, ein kircheninternes Verfahren gegen ihn einzustellen. Auf das Schreiben reagierte demnach Ratzingers damaliger Stellvertreter Tarcisio Bertone. Er habe den Erzbischof von Milwaukee darum gebeten, in dem Fall eine "Wiedergutmachung" zu erreichen.
Murphy hatte laut "New York Times" von 1950 bis 1974 in einer Schule für gehörlose Kinder im US-Bundesstaat Wisconsin gearbeitet. Nach den Vorwürfen wurde er versetzt, durfte aber weiter mit Kindern arbeiten. Die Zeitung stützte sich auf Dokumente, die sie von Anwälten von Missbrauchsopfern erhielt. Murphy starb 1998, ohne dass er je seines Kirchenamtes enthoben wurde.
Erzbischof schrie Opfer an
Ein mutmaßliches Missbrauchsopfer warf dem Papst vor, von dem Fall gewusst zu haben. "Er muss zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Arthur Budzinski vor dem Bischofssitz in Milwaukee. Der heute 62-Jährige hatte als Kind die Schule in Wisconsin besucht, wo Murphy arbeitete.
Der Priester sei nachts in den Schlafsaal gekommen, habe einige Jungen mit in einen Schrank genommen und sie sexuell belästigt, sagte Budzinski in Gebärdensprache, die seine Tochter für die Journalisten übersetzte. Er selbst habe sich 1974 unter anderem dem Erzbischof William Cousins anvertraut. Dieser habe ihn jedoch angeschrien. Er sei daraufhin "weinend" davongelaufen.
Frankreichs Bischöfe an der Seite Benedikts
Frankreichs Bischöfe und das Oberhaupt der Katholiken in England und Wales stellten sich hinter den Papst. Die französischen Bischöfe erklärten in einem Brief an den Papst, sie empfänden "Schande und Bedauern vor den verabscheuenswürdigen Taten". Sie wandten sich aber zugleich gegen "Verleumdungen", die auf den Papst zielten. "Wir stellen fest, dass diese untragbaren Dinge in einer Kampagne benutzt werden, die Ihre Person angreift."
Kein "untätiger Beobachter"
Der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, nannte die Missbrauchsfälle "zutiefst schockierend und vollkommen inakzeptabel". Als Präfekt der Glaubenskongregation habe der heutige Papst jedoch mehrere Änderungen eingeführt, um gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen, schrieb Nichols in der "Times". Er sei daher kein "untätiger Beobachter".
Quelle: ntv.de, AFP