Chávez-Anhänger trauern Venezuela beweint Comandante
06.03.2013, 21:08 Uhr
Venezuela trägt Trauer. Nach dem Tod von Präsident Chávez strömen Hunderte Menschen zur Klinik, in der der charismatische und beliebte Staatschef gestorben ist und rufen "Wir alle sind Chávez!". In 30 Tagen soll ein neuer Präsident gewählt werden.
Nach dem Tod von Staatschef Hugo Chávez ist in Venezuela eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen worden. Der Leichnam des einem Krebsleiden erlegenen Präsidenten wurde in einem Trauerzug zur Militärakademie von Caracas gebracht, bevor er in einem Staatsbegräbnis am Freitag beigesetzt werden soll. Während viele Länder Lateinamerikas Chávez lobten und würdigten, fiel die Reaktion aus den USA zurückhaltend aus.
Binnen kürzester Zeit wurde das Krankenhaus in Caracas, in dem Chávez den Kampf gegen den Krebs verloren hat, zum Wallfahrtsort für seine trauernden Anhänger. Hunderte Menschen versammelten sich dort schon direkt nach der Nachricht vom Tod des Staatschefs, weinten gemeinsam, riefen in Sprechchören: "Wir alle sind Chávez!" und schwenkten venezolanische Flaggen.
Sieben Tage Staatstrauer hat die Regierung angeordnet, um dem Mann die letzte Ehre zu erweisen, der den lateinamerikanischen Staat seit seinem Amtsantritt 1999 mit dem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" grundlegend verändern wollte. Chávez hinterließ dabei ein gespaltenes Land: Bei der ärmeren Bevölkerung kam seine Umverteilungspolitik an, Kritiker warfen ihm autokratische Züge vor.
Viele haben den Präsidenten verehrt
Für seine Anhänger war Chávez mehr als ein Politiker, er galt ihnen als Heilsbringer. "Mein Herz ist gebrochen, so als ob mein Vater oder mein Sohn gestorben wären", sagt Ariani Rodríguez vor dem Krankenhaus. Die Lehrerin hat ein Schild in der Hand, darauf steht: "Ich bin Chávez". "Ich bin gekommen, um ihm Lebwohl zu sagen", sagt die 62-jährige Iris Dicuro, die aus Poerto La Cruz angereist ist. Sie trägt ein T-Shirt mit dem Spruch "Vorwärts, Comandante". Dank ihm sei sie gesund, sagt sie, er sei "ein guter Mann" gewesen.
Tausende Menschen begleiten schließlich den mit Fahnen geschmückten Sarg zur Militärakademie. Eine Musikkapelle spielt die Nationalhymne, Chávez' Mutter schluchzt und hält sich ein Taschentuch vor das Gesicht. An der Prozession nehmen auch Vizepräsident Nicolás Maduro und Boliviens Präsident Evo Morales teil. Auch in anderen Städten versammeln sich die Anhänger von Chávez, der mit einem Teil seiner Landsleute eine fast mystische Verbindung geschaffen zu haben scheint.
"Er hätte nicht sterben dürfen. Er war der beste Präsident, den Venezuela je hatte", klagt Frank Aponte. Der 45-jährige Maurer wird auf den Straßen der Hauptstadt von seinem Kummer überwältigt. "Ich werde dahin gehen, wo sie ihn aufbahren, auch wenn ich zwei Tage in der Schlange warten muss", sagt er mit tränenerstickter Stimme. Chávez soll ab Mittwoch in der Militärakademie aufgebahrt werden, am Freitag ist ein großes Staatsbegräbnis geplant.
Obama bleibt zurückhaltend
US-Präsident Barack Obama rief zu "konstruktiven Beziehungen" auf. Die USA setzen sich weiter für "demokratische Prinzipien, den Rechtsstaat und die Achtung von Menschenrechten" ein. Das Verhältnis zwischen Washington und Caracas war unter Chávez sehr angespannt. Der seit 1999 regierende Chávez unterhielt enge Beziehungen zu Gegnern der USA, wie dem Iran und Kuba.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte Chávez' Einsatz für die Armen. Er habe "die Herausforderungen und Sehnsüchte derjenigen Venezolaner angesprochen, die am verwundbarsten sind". Der UN-Sicherheitsrat in New York hielt vor Beginn seiner Arbeiten am Mittwoch eine Schweigeminute für Chávez ab. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach von einem "tiefen Einschnitt" für Venezuela. Er setze nun auf einen "Aufbruch in eine neue Zeit".
Maduro hatte de facto die Macht
Immer wieder musste sich der Präsident in den vergangenen Jahren wegen Krebs behandeln lassen, nach seiner dritten Wiederwahl im Oktober setzte ihn die Krankheit dann endgültig außer Gefecht. Trotz der Proteste der Opposition wurde die Anfang Januar vorgesehene Vereidigung auf unbestimmte Zeit verschoben, de facto lag die Macht in den Händen von Maduro. Den hatte Chávez vor seiner Krebsbehandlung in Kuba als seinen Wunsch-Nachfolger ausgerufen.
Maduro übernahm nun nach dem Tod Chávez' das Amt des Interimsstaatschefs. Binnen 30 Tagen soll es Neuwahlen geben. "Wir werden würdige Erben eines Giganten sein", sagte Maduro. Die 21-jährige Mairis Briceño sieht das genauso. "So Gott will, werden wir den letzten Willen meines Präsidenten befolgen und Maduro wählen." Ihr 29-jähriger Mann Aldemar Castro ist sich sicher - wenn Chávez Maduro ausgesucht hat, dann "weil er weiß, dass er etwas Gutes für Venezuela tun kann".
Quelle: ntv.de, AFP