"Imperialismus beendet" Venezuelas Öl verstaatlicht
02.05.2007, 06:56 UhrTausende jubelnde Arbeiter haben die Ölfelder Venezuelas besetzt und damit offiziell die Verstaatlichung der fünftgrößten Ölindustrie der Welt vollzogen. "Wir haben heute die Öffnung des Sektors nach zehn Jahren endlich zu Grabe getragen", sagte der linksnationalistische Staatspräsident Hugo Chvez bei einer Verstaatlichungsfeier in einer Erdölanlage im Bundesstaat Anzoategui. Die "Herrschaft des Imperialismus" sei in Venezuela damit endgültig zu Ende.
Das entsprechende Dekret zur Verstaatlichung am 1. Mai hatte Chvez bereits im Februar unterzeichnet. Arbeiter in roten T-Shirts mit der Aufschrift "Ja zur Nationalisierung!" besetzten kurz nach Mitternacht friedlich Ölanlagen im so genannten Orinoco-Streifen im Westen des Landes, in dem die größten Ölreserven der Welt vermutet werden. Bislang hatten dort ausländische Firmen das Sagen.
Gemäß dem Chvez-Dekret mussten ausländische Firmen - darunter die US-Gesellschaften Exxon Mobil und Chevron, die französische Total, British Petroleum und Statoil aus Norwegen - im Orinoco-Gebiet eine Umwandlung in Joint-Venture-Unternehmen akzeptieren, bei denen der venezolanische Staat die Kapitalmehrheit halten wird. Noch kein Abkommen wurde laut Caracas mit Conoco-Phillips erzielt. Die letzte Frist für eine Vereinbarung läuft bis zum 26. Juni.
Die Rohölreserven im Orinoco-Becken waren bislang im Rahmen so genannter "strategischer Vereinigungen" mit dem staatlichen Ölkonzern PDVSA von ausländischen Firmen ausgebeutet worden. Die Gesamtförderung im Gebiet beträgt zurzeit 600.000 Barrel pro Tag.
In einem 600 Kilometer langen und 70 Kilometer breiten Streifen parallel zum Orinoco-Fluss werden die größten Ölreserven der Welt vermutet. Die Regierung in Caracas spricht von 1.370 Milliarden Barrel. Derzeit hat Venezuela bestätigte Reserven von gut 80 Milliarden Barrel.
Chvez hatte Anfang des Jahres anlässlich des Beginns seiner neuen Amtszeit bis 2013 die Verankerung des Sozialismus und die Verstaatlichungen im Öl-, Strom- und Telefonsektor angekündigt. Rund 20 ausländische Ölfirmen hatten im vergangenen Jahr bereits die Umwandlung ihrer Aktivitäten in dem südamerikanischen Land in Joint-Venture-Firmen mit der staatlichen PDVSA akzeptiert.
Quelle: ntv.de