Islamkonferenz Verbände vertagen Entscheidung
19.03.2010, 18:19 Uhr
Noch uneins: Die Verbände bei ihrem Treffen.
(Foto: dpa)
Die großen muslimischen Dachverbände ringen mit sich. Sollen sie der Islamkonferenz den Rücken kehren oder bleiben, und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Nach mehreren Beratungen zeichnet sich eine Teilnahme ab.
Die großen muslimischen Verbände werden aller Voraussicht nach weiter an der Deutschen Islamkonferenz (DIK) teilnehmen. Das geht aus Äußerungen der Türkisch-Islamischen Union Ditib und des Zentralrats der Muslime in Köln hervor. Allerdings konnten sich die insgesamt vier Dachverbände nicht auf eine gemeinsame Position einigen, mit welchen Bedingungen oder Forderungen sie in die neue Berliner Runde ziehen sollen. Noch in der vergangenen Woche hatten die Verbände laut über einen Ausstieg nachgedacht.
Eine für Freitag geplante Beratung in Köln mit abschließender Entscheidung pro oder contra DIK-Verbleib war von der Ditib kurzfristig und einseitig abgesagt worden. Die Ditib brauche noch Bedenkzeit, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe aber davon aus, dass sich keine der Organisationen verweigern wolle. Endgültig entschieden sei allerdings noch nicht.
Fakt ist aber bereits, dass der Islamrat bei der neuen Auflage ab Mai nicht dabei ist. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte - wegen strafrechtlicher Ermittlungen gegen deren Mitglied Milli Görüs - eine lediglich ruhende Mitgliedschaft angeboten. Der Islamrat, der seit dem DIK-Start 2006 dabei war, hatte das abgelehnt. Die islamistische Organisation Milli Görüs wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Gegen den führenden Funktionär Oguz Ücüncü laufen wegen mehrerer Vorwürfe strafrechtliche Ermittlungen.
"Wir brauchen die Islamkonferenz"
Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), appellierte an die Verbände, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) warnte vor negativen Folgen eines Boykotts der Islamkonferenz für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen. "Wir brauchen die Islamkonferenz, weil da die Voraussetzungen besprochen werden" sagte Laschet nach einer Integrationsministerkonferenz von Bund und Ländern in Düsseldorf.
Es gebe Möglichkeiten, in dieser seit Jahren umstrittenen Frage endlich voran zu kommen, auch wenn es derzeit noch keine islamische Religionsgemeinschaft als juristischen Ansprechpartner gebe. "Deshalb ist es wichtig, dass sich die Verbände durchringen, teilzunehmen", betonte Laschet, der derzeit Vorsitzender der Bund-Länder-Konferenz ist. "Wenn sie es nicht tun, werden wir keinen Millimeter weiter kommen beim islamischen Religionsunterricht." Auf der Agenda der Islamkonferenz sollen laut Innenministerium neben dem Religionsunterricht unter anderem auch Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und Vorbeugung gegen Extremismus stehen.
Quelle: ntv.de, dpa