Politik

Anschlag in Kabul Verdächtige verhaftet

Einen Tag nach dem Terroranschlag auf das einzige Fünf-Sterne-Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit mindestens sieben Toten haben die Behörden erste Verdächtige festgenommen. Der Chef des Geheimdienstes, Amerullah Saleh, sagte, vier Männer seien gefasst worden, die in Planung und Durchführung des Anschlags auf das Serena Hotel am Vorabend verwickelt sein sollen. Den Angaben zufolge handelt es sich um muslimische Extremisten mit engen Verbindungen zu den radikal-islamischen Taliban.

St re reist ab

Norwegens Außenminister Jonas Gahr Stre, der sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Hotel aufhielt, brach seinen Besuch in Afghanistan ab und reiste zurück nach Oslo. Unterdessen gab die US-Regierung in Washington bekannt, dass die USA ihre Truppen in Afghanistan vorübergehend um 3200 Mann aufstocken wollen, um den Kampf der internationalen Streitkräfte gegen die Taliban noch stärker voranzutreiben.

Über die Identität der Opfer des Anschlags gab es unterschiedliche Berichte. Unter den Toten seien drei US-Bürger und eine Französin, teilte Geheimdienstchef Saleh mit. Nach Angaben des Innenministeriums starben zudem ein norwegischer Journalist der Zeitung "Dagbladet" sowie zwei afghanische Sicherheitskräfte. Das "Dagbladet" teilte mit, ihr Korrespondent Carsten Thomassen sei während einer Notoperation gestorben. Der 39-Jährige war bei dem Attentat angeschossen worden.

Aus Kreisen der US-Botschaft in Kabul hieß es indes, nur ein Bürger der Vereinigten Staaten sei ums Leben gekommen. Auch die Botschaft Frankreichs bestritt den Tod einer französischen Staatsangehörigen. Bei der Frau habe es sich um eine philippinische Hotelangestellte gehandelt, die französisch gesprochen habe. Ein afghanischer Polizeioffizier sprach zudem von vier getöteten Sicherheitskräften.

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg hatte im Fernsehsender NRK die Rückkehr von Außenminister Stre angekündigt. Der Minister war bei dem Anschlag unverletzt geblieben. Stoltenberg sagte, der Anschlag werde nichts am norwegischen Einsatz in Afghanistan mit derzeit 450 Soldaten ändern. Er zeige aber, dass es noch ein weiter Weg sei, bis die nötige Sicherheit im Land einschließlich der Hauptstadt Kabul gewährleistet sei. Norwegen will sein Kontingent in diesem Jahr vorübergehend auf 700 aufstocken.

Die Taliban bekennen sich zu dem Anschlag

Unklar blieb, ob der Anschlag Stre galt oder seine Anwesenheit in dem Hotel nur zufällig war. Osloer Medien zitierten Taliban-Sprecher mit der Behauptung, man habe bei dem Angriff den Minister im Visier gehabt. Afghanistan-Experten bezweifelten dies jedoch. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Tat in einer in New York veröffentlichten Erklärung auf das Schärfste.

Die radikal-islamischen Taliban hatten sich am Montag telefonisch zu dem Anschlag bekannt. Vier Männer hätten das schwer gesicherte Luxushotel in der Kabuler Innenstadt angegriffen, sagte ein Sprecher. Die afghanische Regierung geht weiterhin von drei Extremisten aus, die das schwer gesicherte Hotel mit Handgranaten und automatischen Waffen attackiert hatten. Augenzeugen sprechen von bis zu fünf Attentätern. Mindestens einer hatte sich in der Hotellobby in die Luft gesprengt.

Die USA stocken auf


Die USA wollten mit der Aufstockung ihrer Truppen in Afghanistan ihren Teil dazu beitragen, dass die internationale Schutztruppe ISAF "über die nötige Schlagkraft verfügt, hart erkämpfte Gewinne der Afghanen und der NATO über die vergangenen sechs Jahre unumkehrbar zu machen", hieß es in einer Mitteilung des US-Verteidigungsministeriums. Rund 2200 Marineinfanteristen sollen für sieben Monate im Süden des Landes stationiert werden und unter dem Kommando der NATO-geführten Schutztruppe ISAF operieren, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit. Die restlichen 1000 Marineinfanteristen sollen afghanische Soldaten ausbilden und trainieren. Der Schritt sei bereits von Präsident George W. Bush genehmigt, hieß es weiter.

Zuletzt hatte in Kabul Anfang Dezember ein Selbstmordattentäter 16 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Seit Anfang 2007 sind in Afghanistan bei Kämpfen und Anschlägen mehr als 6400 Menschen ums Leben gekommen, so viele wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban Ende 2001.

Quelle: ntv.de

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