Terror gegen "Jyllands-Posten" Verdächtiger gesteht Anschlag
28.09.2010, 16:36 Uhr
Stacheldraht um das Redaktionsgebäude von "Jyllands-Posten".
(Foto: AP)
Die Explosion in einem Kopenhagener Hotel hatte einen politischen Hintergrund. Ein inhaftierter Kurde gesteht ein fehlgeschlagenes Attentat auf die "Jyllands-Posten". Der Chefredakteur der Kopenhagener Zeitung äußert sich schockiert.
Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten", die durch den Abdruck von umstrittenen Mohammed-Karikaturen weltweit Aufsehen erregte, ist offenbar erneut ins Visier von Islamisten geraten. Ein in Norwegen inhaftierter Verdächtiger gestand nach Polizeiangaben, mit zwei Komplizen einen Anschlag auf die Zeitung geplant zu haben.
Der 37-jährige irakische Kurde habe zugegeben, zusammen mit zwei anderen Verdächtigen "Terroranschläge" geplant zu haben, sagte eine Sprecherin der norwegischen Sicherheitspolizei (PST), Siv Alsen, und bestätigte damit einen Bericht der Zeitung "Verdens Gang". Alle Hinweise deuteten darauf hin, dass "Jyllands-Posten" Ziel des geplanten Anschlags gewesen sei.
Morddrohungen gegen Redakteure
Die dänische Zeitung hatte im September 2005 die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht und damit in der muslimischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst. Wenige Monate nach der Veröffentlichung mussten wegen einer Bombendrohung mehrere Redaktionsbüros geräumt werden, Mitarbeiter der Zeitung erhielten in der Vergangenheit mehrfach Morddrohungen. Auf den Zeichner der Karikaturen, Kurt Westergaard, wurde Anfang des Jahres ein Mordanschlag verübt, dem er aber knapp entging. Der umstrittene Zeichner wird seitdem rund um die Uhr von der Polizei beschützt.
Der nun verdächtigte Kurde wurde am 8. Juli in Deutschland festgenommen, wo er sich mit seiner Familie im Urlaub befand, und ist nun in Norwegen in Haft. Seine beiden mutmaßlichen Komplizen, ein 39-jähriger Norweger uigurischer Abstammung sowie ein Asyl suchender Usbeke im Alter von 31 Jahren, wurden am selben Tag in der norwegischen Hauptstadt Oslo gefasst.
Bislang ging die Polizei davon aus, dass die drei Männer Anschläge in Norwegen begehen wollten. Der dänische Geheimdienst PET bestätigte aber die Angaben der norwegischen Polizei, wonach die Männer offenbar ein Attentat auf die "Jyllands-Posten" planten. Dies sei das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass die Zeitung vermutlich von Terroristen zum Ziel genommen worden sei, erklärte PET-Chef Jakob Scharf.
Stacheldraht schützt Zeitungsgebäude
Die dänische Polizei hatte am 10. September nach einer Explosion in einem Hotel in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen einen aus Tschetschenien stammenden Mann festgenommen, der offenbar eine Briefbombe an die Zeitung senden wollte. Die Vorfälle zeigten, dass es für militante Islamisten ein Hauptanliegen sei, Angriffe gegen Dänemark und mit den Mohammed-Karikaturen verbundene Ziele zu treffen, fügte Scharf hinzu.
Der Chefredakteur der "Jyllands-Posten", Joern Mikkelsen, bezeichnete den neuen mutmaßlichen Anschlagsplan als "sehr schockierend für die Angestellten der Zeitung und ihre Angestellten". Das Blatt fühle sich jedoch durch die Sicherheitsbehörden gut beschützt, fügte er auf der Internetseite der Zeitung hinzu.
Seit dem Angriff auf Westergaard zu Jahresbeginn ist der Eingang zum Redaktionsgebäude mit Stacheldraht geschützt. Zudem wurden zahlreiche Überwachungskameras angebracht. Westergaard wurde Anfang September mit dem Potsdamer Medienpreis M100 für Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet.
Quelle: ntv.de, AFP