Politik

n-tv.de Interview "Verfahren war falsch"

Das Gerangel um die Kanzlerkandidatur der Union ist beendet. Der CDU-Politiker Heiner Geißler äußert sich in einem n-tv.de Interview.

n-tv.de: Herr Geißler, Edmund Stoiber ist jetzt der Kanzlerkandidat der Union. Geht damit nicht ein Rechtsruck innerhalb der Partei einher?

Geißler: Das muss nicht sein, das hängt von den Inhalten ab. Stoiber braucht keine besonderen Akzente mehr zu setzen, um rechts von der Mitte zu stehen. Er muss in der Mitte dazugewinnen.

n-tv.de: Welche weiteren Gesetzesänderungen können Sie sich vorstellen, falls Stoiber die Wahl gewinnt und was sagen Sie dazu, dass er den Wiedereinstieg in die Atomenergie plant?

Geißler: Über weitere Gesetzesänderungen möchte ich nicht spekulieren. Der Atomausstieg hat nichts mit links oder rechts zu tun, sondern mit Ökologie. Es gibt gute ökologische Gründe, aus der Atomenergie auszusteigen, da die Frage der Entsorgung nicht geklärt ist. Andererseits ist die Atomenergie ökologisch verträglicher als Kohlekraftwerke.

n-tv.de: Inwieweit hat der Streit um die Kanzlerkandidatur der CDU geschadet?

Geißler: Der Streit hat der CDU jedenfalls nicht genutzt, da das Verfahren falsch war. Aber in ein paar Wochen redet da niemand mehr drüber.

n-tv.de: Welche Unterschiede gibt es Ihrer Ansicht nach zu der Kanzlerkandidatur von Franz-Josef Strauss im Jahr 1980?

Geißler: Da gibt es große Unterschiede. 1980 hat die Union nicht verloren, sondern trotz des immensen Vertrauensvorschusses von Helmut Schmidt mit 45 Prozent gewonnen. Es wurde ein sehr guter Wahlkampf geführt. Aber Strauss hatte kein gutes Verhältnis zur Schwesterpartei und stieß in der Bevölkerung auf große Vorbehalte. Edmund Stoiber hingegen hat immer ein freundschaftliches Verhältnis zur Schwesterpartei gehabt. Und Stoiber genießt auch über Bayerns Grenzen hinweg eine bessere Akzeptanz.

n-tv.de: Wie hoch schätzen Sie Stoibers Chancen ein, die Wahl zu gewinnen?

Geißler: Er hat mit den richtigen Themen Arbeit und Wirtschaft sehr gute Chancen.

n-tv.de: Vielen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führte Angela Koob)

Quelle: ntv.de

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