Politik

Operation Noble Eagle Vergeltung am Wochenende?

Ein Angriff der USA gegen Afghanistan ist offenbar schon am kommenden Wochenende denkbar, falls die Taliban-Führung bis dahin den gesuchten Topterroristen Osama bin Laden nicht ausgeliefert hat. Das verlautete aus einer pakistanischen Regierungsdelegation, die mit den Taliban in der südafghanischen Stadt Kandahar dazu Verhandlungen führte. Teheran hatte den USA Unterstützung im Kampf gegen den Terror zugesagt. Eine Auslieferung bin Ladens gilt als letzte Chance für eine politische Lösung. Die US-Truppen in Japan haben unterdessen Kriegsschiffe in Bewegung gesetzt. Vizepräsident Richard Cheney nannte Afghanistan als wahrscheinliches Angriffsziel.

Die US-Truppen in Japan haben am Montag einen mit Lenkwaffen ausgestatteten Kreuzer und einen Zerstörer in Bewegung gesetzt. Der Kreuzer "USS Vinciness" und der Zerstörer "USS Curtis Wilbur" liefen am Montagmorgen von ihrer Basis in Yokosuka, 45 Kilometer südwestlich von Tokio, aus. In Yokosuka liegen elf Kriegsschiffe, darunter auch der Flugzeugträger "USS Kitty Hawk", der am Freitag auslaufen soll.

Bei der bevorstehenden Jagd auf internationale Terroristen würde das Leben des mutmaßlichen Drahtziehers bin Laden nicht geschont, sagte US-Außenminister Richard Cheney. Die USA würden ihn mit allen Mitteln jagen, selbst wenn es Jahre dauern würde. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sprach von einem "terroristischen Netzwerk", das sich über 60 Länder spanne.

Unterdessen bereiten sich zehntausende US-Soldaten auf einen "weit reichenden und nicht nachlassenden Kampf " gegen den internationalen Terrorismus vor. Luftlandetruppen und andere Elite-Einheiten wurden angewiesen, sich für eine mögliche Verlegung bereit zu halten. Die für Spezialaufgaben trainierten US-Einheiten umfassen 29.000 Soldaten im aktiven und 14.000 im Reservedienst. Sie sind unter anderem für die psychologische Kriegsführung, für Sabotage, Entführungen und Angriffe auf kleinem Raum ausgebildet.

Bei einem möglichen Militärschlag gegen den internationalen Terrorismus wollen die USA gegebenenfalls auch Bodentruppen und Fallschirmjäger einsetzen. Regierungssprecher Ari Fleischer sagte in Camp David, Präsident George W. Bush habe alle Eventualitäten ins Auge gefasst. Bush hatte sich auf seinem Landsitz Camp David mit den Sicherheitsberatern getroffen, um mögliche Vergeltungsschläge vorzubereiten. Vor Journalisten hatte Bush betont: "Wir befinden uns im Krieg."

Mahnungen zu Umsicht und Besonnenheit

Der russische Präsident Wladimir Putin fuhr am Montag zur Erholung ans Schwarze Meer. Laut Kreml wird er im Kurort Sotschi aber auch politische Gespräche führen. Am Sonntag hatte Russland seine in der an Afghanistan grenzenden Republik Tadschikistan stationierten Truppen in Gefechtsbereitschaft versetzt. Putin hatte die USA zu Umsicht aufgerufen. Schläge gegen die Urheber der Terrorakte sollten nur auf der Grundlage sicherer Beweise geführt werden.

Großbritannien äußerte am Montag die Erwartung, dass der angekündigte Militärschlag in einer angemessenen und besonnenen Weise erfolgen werde. Nach sechstägigen Ermittlungen sei klar, dass bin Laden der Hauptverdächtige sei, sagte Außenminister Jack Straw. Frankreichs Außenminister Hubert Vedrine warnte die USA, nicht in eine von den Terroristen gestellte "teuflische Falle" zu tappen.

Der libysche Revolutionsführer Muammar el Gaddafi warnte die USA vor einem Vergeltungsschlag gegen Afghanistan. Eine solche Militäraktion würde die Probleme nicht lösen und bin Laden zu Heldenruhm verhelfen. Die USA müßten nun "Weisheit und Rationalität" beweisen.

Quelle: ntv.de

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