USA werden Syrien angreifen Vergeltung mit Hindernissen
30.08.2013, 16:48 Uhr
Vom Mittelmeer aus wollen die USA syrische Stellungen mit Marschflugkörpern beschießen.
(Foto: dpa)
Russland wird keine UN-Resolution für einen Angriff auf Syrien zulassen. Die Briten verweigern Obama die Gefolgschaft. Einen Krieg können die USA kaum gewinnen. Und doch steht der Abschuss der ersten Raketen auf Damaskus bevor.
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Es ist eine heftige Niederlage, die der britische Premier David Cameron einstecken musste: Das Parlament, in dem seine Konservativen gemeinsam mit dem liberalen Koalitionspartner die Mehrheit haben, stimmte gegen sein Vorhaben, sich an einem Militäreinsatz gegen Syrien zu beteiligen. Zwar ist er daran nicht direkt gebunden, doch sollte er sich nun gegen dieses Votum stellen, würde er sich selbst noch mehr schaden. "Ich nehme das zur Kenntnis, und die Regierung wird sich dementsprechend verhalten", gestand er sein Scheitern ein.
Für die USA ist der Verlust ihres wichtigsten Verbündeten ein Rückschlag. Im Irak und in Afghanistan arbeiteten beide Armeen umfangreich zusammen, die Briten sind gerade auf dem Wasser stark, verfügen über einen eigenen Flugzeugträger im Mittelmeer und eine Basis auf Zypern. Gleichzeitig versucht Russland geschickt, einen Militärschlag zu verhindern.
Und doch wird der Militärschlag kommen. Für die USA gibt es kein Zurück mehr. Die Attacke sei dazu da, die von den USA gezogenen roten Linien zu verteidigen, sagte ein Politik-Analyst der "New York Times". Das heißt: Präsident Barack Obama kommt hinter seine Ankündigung, den Giftgasangriff zu bestrafen, schlicht nicht wieder zurück. Mehrfach hatte er nach mutmaßlichen Einsätzen von Massenvernichtungswaffen deutliche Worte gefunden. Nun verlegte er Kriegsschiffe und ließ die Armee in Einsatzbereitschaft versetzen. Sollte es dabei bleiben, wäre die ganze Aktion keine Demonstration der Stärke, sondern eine der Schwäche.
Russland macht es den USA nicht leicht
Nicht nur der Rückzug der Briten macht es Obama schwer, sein Vorhaben umzusetzen. Auch die Russen reagieren geschickt: Zum einen verlegen sie Kriegsschiffe in die Region, und erzeugen im Westen damit Angst vor einer Kettenreaktion. Dass Russland die US-Streitkräfte angreift, darf schlicht nicht passieren. Außerdem verbreitete die russische Nachrichtenagentur Interfax Gerüchte darüber, die syrische Luftabwehr könnte erst kürzlich mit dem S-300-System auf den neuesten Stand der russischen Technik gebracht worden sein. "Die syrische Luftabwehr kann eine angemessene Antwort auf Attacken der USA und deren Alliierten geben", wird ein Experte zitiert. Gleichzeitig versuchen sich die Russen als die wahren Friedensbewahrer zu inszenieren, wenn sie den Militäreinsatz ablehnen. Ein Berater von Präsident Wladimir Putin sagte, ein Angriff wäre ein "schwerer Rückschlag für das gesamte System der Weltordnung".
Unterstützung kommt dagegen vor allem aus Frankreich. Präsident François Hollande will verhindern, dass es ihm ergeht wie Cameron: Die französische Nationalversammlung kommt am Mittwoch zusammen, doch Hollande wird nicht auf das Votum der Parlamentarier warten, kündigte er an. Auch ein UN-Mandat hält er für verzichtbar.
Dienstag verlässt Obama die USA
Das Bündnis zwischen den USA und Frankreich steht also. Beide Staaten arbeiten daran, es möglichst breit aufzustellen. Die Türkei und Israel stehen als Unterstützer fest, auch wenn nicht klar ist, inwieweit sie sich selbst beteiligen werden. Deutschland steht hinter den USA, will aber auf keinen Fall eigene Kampfeinheiten schicken. Ein "Alleingang", den die USA auch nicht ausschlossen, muss es also gar nicht geben. An der Seite Assads stehen Iran und Russland. Auch China lehnt den geplanten Beschuss ab.
In der kommenden Woche werden sich die höchsten Vertreter beider Seiten in St. Petersburg beim G20-Gipfel der größten Wirtschaftsmächte gegenübersitzen. Das Thema Syrien soll dort keine Rolle spielen, wünschen sich EU-Diplomaten genauso wie Russlands Präsident Putin. Das Treffen beginnt am Donnerstag, bereits am Dienstag will sich Obama auf den Weg machen. Bis dahin könnte der Einsatz schon längst wieder beendet sein.
Quelle: ntv.de