UN-Gipfel fortgesetzt Verhandlungen beginnen
27.08.2002, 09:02 UhrIm südafrikanischen Johannesburg ist am Morgen der UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung fortgesetzt worden. Nachdem bislang Arbeitsgruppen Vorgespräche führten, sollen heute die Minister die Verhandlungen übernehmen. Dabei geht es unter anderem um die Themen Energie und Finanzen.
In seiner gestrigen Eröffnungsansprache hatte der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki erklärt, die Völker dieser Welt erwarteten, "dass dieser Gipfel die Hoffnungen erfüllt, die vor zehn Jahren geweckt wurden".
Zehn Jahre nach dem Gipfel von Rio waren gestern rund 60.000 Delegierte aus mehr als 180 Ländern in Johannesburg zusammengekommen, um eine Bilanz der Umwelt- und Entwicklungspolitik des vergangenen Jahrzehnts zu ziehen. Bis zum 4. September soll das Bekenntnis zu den Zusagen von Rio erneuert und ein konkreter Umsetzungsplan beschlossen werden.
Sowohl die Vereinten Nationen als auch Umwelt- und Entwicklungsorganisationen mahnen dabei dringend greifbare Maßnahmen an. Die USA haben jedoch bereits deutlich gemacht, dass sie allzu konkrete Verpflichtungen ablehnen. Angestrebt werden Vereinbarungen über die Bekämpfung der Armut und des Wassermangels, eine faire Gestaltung des Welthandels sowie den Naturschutz. Da viele strittige Punkte noch offen sind, werden harteVerhandlungen erwartet. In Johannesburg werden mehr als 100 Staats- und Regierungschefs erwartet.
Wieczorek-Zeul erwartet "Konferenz der Taten"
Die deutsche Delegation wird von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) geleitet. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird am 2. September auf dem Gipfel erwartet.
Bush bleibt Zuhause
Der für internationale Umweltfragen zuständige US-Staatssekretär John Turner hatte gestern Kritik am Fernbleiben von Präsident George W. zurückgewiesen. In Johannesburg sagte Turner, der Präsident habe sich seit Monaten mit vollem Engagement auf den Gipfel vorbereitet. Jetzt werde in den USA jedoch seine Führungskraft auf dem Gebiet der inneren und äußeren Sicherheit sowie in Wirtschaftsfragen benötigt. „Er konzentriert sich wirklich auf diese beiden Themen“, erklärte Turner.
Die US-Delegation wird in Südafrika von Außenminister Colin Powell angeführt. Andere westliche Staaten sind hingegen zumeist mit Staats- oder Regierungschefs auf dem UNO-Gipfel für nachhaltige Entwicklung vertreten. Dieser Umstand hat Bush die Kritik von Umweltschützern eingetragen, er bleibe der zehntägigen Konferenz aus Desinteresse an der Umweltpolitik fern.
NGOs tagen schon
Bereits am Freitag war in Johannesburg das Paralleltreffen der regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) feierlich eröffnet worden. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki rief Hunderte Aktivisten dazu auf, bei den Regierungen der Welt einen entschlosseneren Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung einzufordern. Zu dem NGO-Forum werden 40.000 Teilnehmer in der südafrikanischen Metropole erwartet.
Der Weltgipfel und das erstmals bei einer solchen UN-Veranstaltung parallel organisierte Spitzentreffen der NGOs finden angesichts erwarteter Proteste sowie der zeitlichen Nähe zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Quelle: ntv.de