Politik

Kaschmir-Konflikt Vermittlung vorerst gescheitert

Indien und Pakistan wollen dem internationalen Drängen nach einem Dialog zur Lösung der Kaschmir-Krise offenbar nicht nachkommen. Die Regierungschefs der beiden verfeindeten Nachbarstaaten machten sich auf der Asien-Konferenz in Kasachstan in scharfem Ton gegenseitig für die Spannungen verantwortlich und dämpften damit zunächst Hoffnungen auf ein Treffen unter vier Augen.

In der kasachischen Stadt Almaty machte der indische Regierungschef Atal Behari Vajpayee am Dienstag in Gegenwart des russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut Pakistan für den Terror in Kaschmir verantwortlich. Vajpayee wie der pakistanische Machthaber Pervez Musharraf betonten aber, von sich aus keinen Krieg beginnen zu wollen.

Weder Putin noch dessen chinesischem Amtskollegen Jiang Zemin gelang es bei dem eintägigen Gipfeltreffen, die Kontrahenten zu einem Friedensgespräch zu bewegen. Beobachter des Gipfelforums sprachen von einem ungewöhnlich rüden Tonfall der in deutlichem Abstand zueinander sitzenden Teilnehmer Musharraf und Vajpayee.

Neue Vermittlung in Moskau?

Allerdings erklärte sich Musharraf zu einem Besuch in Moskau bereit, um dort eine Lösung des Kaschmir-Problems zu besprechen. "Ich werde ganz gewiss reisen. Ich kann aber nicht für Ministerpräsident Vajpayee sprechen", erklärte Musharraf nach Putins Einladung, die auch an Indiens Staatschef ergehen sollte.

"Die Führer Indiens und Pakistans haben ihr Interesse an direkten Kontakten erklärt", gab sich Putin optimistisch. Beide Seiten hätten zugesichert, ihren Konflikt nicht militärisch lösen zu wollen.

Einsatz von Atomwaffen?

Indien sieht im Kaschmir-Konflikt ein bilaterales Problem und widersetzt sich bislang einer internationalen Vermittlung. Pakistan müsse nachweislich das Eindringen von Terroristen nach Kaschmir stoppen, erst dann sei nach den Worten Vajpayees wieder ein direkter Dialog möglich.

Musharraf schloss im Falle einer Eskalation des Konflikts einen Einsatz von Atomwaffen erneut nicht aus. "Wenn irgendein Staat Atomwaffen besitzt, impliziert das, dass sie unter bestimmten Umständen eingesetzt werden", sagte Pakistans Machthaber. Sein Land werde keinen Krieg mit Indien beginnen, "aber seine Ehre und Würde fest entschlossen verteidigen".

In der Krisenregion Kaschmir gingen unterdessen die Artilleriegefechte weiter. Im indischen Teil ließen die Behörden aus Sorge vor einem pakistanischen Angriff die Bürger Gräben als Unterstände ausheben. "Angesichts der Kriegswolken sollte jeder Deckung suchen können, falls es einen Luftangriff auf Jammu gibt", sagte der für Zivilverteidigung zuständige Beamte B. D. Scharma nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur UNI.

Fischer warnt

In Berlin mahnte Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) Pakistan, es müsse die grenzüberschreitenden Angriffe von Extremisten auf Indien stoppen. Ansonsten werde sich der Terrorismus letztlich auch gegen Pakistan selbst richten, erklärte Fischer in einem Gespräch mit dem von Musharraf beauftragten Ahmed Khan Leghari. Im Falle eines Atomkriegs gebe es nur Verlierer, machte der Bundesaußenminister deutlich.

Die USA verschärften ihre Warnungen vor Reisen in die Krisenregion. Die US-Bürger sollen in einem neuen Hinweis eindringlich aufgefordert werden, Pakistan und Indien zu verlassen - bislang war ihnen nur nahe gelegt worden, die Ausreise in Betracht zu ziehen.

Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen will die Gefahr eines Krieges zwischen Pakistan und Indien vorerst nicht auf seine Tagesordnung setzen. Man hoffe weiter auf einen Erfolg der "stillen Diplomatie", hieß es von Seiten des Rats in New York.

Quelle: ntv.de

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