Politik

Nitrofen und Nitrofurane Verseucht statt gereinigt

Möglicherweise ist noch mehr Getreide mit Nitrofen belastet als bisher angenommen. Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) besteht der "begründete Verdacht", dass Getreide in einer Reinigungsanlage kontaminiert wurde, in der 1999 belastetes Getreide aus der Nitrofen-Halle in Malchin gereinigt worden war. Dabei sei die Anlage wohl verseucht worden.

Die Anlage und eine Lagerhalle wurden vorsorglich gesperrt. In der Lagerhalle war den Angaben zufolge ebenfalls Getreide aus der Malchiner Halle aufbewahrt worden. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern habe die Ermittlungen aufgenommen, so Backhaus.

Der wirtschaftliche Schaden des Nitrofen-Skandals lasse sich noch nicht abschätzen, sagte der Minister. Allein durch die Sperrung der Betriebe entstehe den Landwirten in Mecklenburg-Vorpommern ein Schaden von "weit über 500.000 Euro".

Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) bereite bereits eine Hilfsaktion analog zur Dürrehilfe vergangener Jahre vor, sagte Backhaus: "Diese soll nach Auffassung von Frau Künast auch durch die Futtermittelindustrie mitfinanziert werden."

Nitrofen-Nachweis in Thüringen

In Thüringen entdeckten die Behörden im Gerstenschrot eines Händlers 0,014 Milligramm Nitrofen pro Kilogramm. Von den vom sächsischen Mischfutterwerk Ruppendorf ins thüringische Kölleda gelieferten 30 Säcken seien acht verkauft worden, teilte das Agrarministerium in Erfurt mit. Die Käufer sollen nun ermittelt werden. Die übrigen Säcke seien sichergestellt worden.

Nitrofuran-Fleisch gelangte in den Handel

Unterdessen weitet sich auch der Skandal um die als gesundheitsgefährdend geltenden Nitrofurane aus. In Hessen gelangte verseuchtes Geflügelfleisch aus Thailand in den Handel und wurde verspeist.

Nach Angaben des Wiesbadener Sozialministeriums wurden die Produkte importiert, bevor die EU-Kommission Ende März Kontrollen auf die verbotenen Antibiotika in Geflügel und Shrimps aus Thailand angeordnet hatte. Kontrolleure hätten dann im Handel noch rund 570 Kilogramm belastetes Geflügelfleisch aus einer Charge von insgesamt fünf Tonnen gefunden.

Nitrofuranbelastetes Geflügelfleisch aus Brasilien, wie es nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums in Hamburg aufgetaucht war, sei dagegen in Hessen bislang nicht festgestellt worden. Die Antibiotika Nitrofurane sind in der Tierhaltung EU-weit verboten. Nitrofurane gelten als Krebs erregend.

Nach den Nitrofuran-Funden bat das Bundesverbraucherministerium die Bundesländer um verschärfte Kontrollen. Die Behörden sollen brasilianische Geflügelprodukte auf die verbotenen Antibiotika untersuchen, sagte Ministeriumssprecherin Sigrun Neuwerth am Montag in Berlin auf Anfrage.

Quelle: ntv.de

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