Nach Anschlägen auf Bali Verwirrung um Festnahmen
15.10.2002, 00:36 UhrDie Polizei in Indonesien hat eine Mitteilung, sie habe im Zusammenhang mit den verheerenden Anschlägen auf Bali zwei Verdächtige festgenommen, korrigiert. Die Männer seien nicht wegen der Attentate auf Bali, sondern wegen eines anderen Anschlags in Manado auf der Insel Sulawesi inhaftiert worden, verbesserten die Behörden frühere Angaben. Bei den Anschlägen auf Bali waren am Samstag mindestens 189 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden.
Nach jüngsten Erkenntnissen der Ermittler wurden bei den Anschlägen drei verschiedene Sprengstoffe benutzt, darunter der starke Plastiksprengstoff C-4 sowie TNT. Das hätten Labortests des US-Geheimdienstes CIA ergeben, sagte ein Behördensprecher. Eine der Bomben sei im Dach eines Transporters versteckt gewesen.
Möglicherweise Kuwaiter beteiligt
Möglicherweise war an den Anschlägen auch ein kuwaitischer Staatsbürger beteiligt. Wie die arabische Zeitung "Al-Hayat" unter Berufung auf Regierungskreise in Kuwait berichtete, ist bislang aber noch unklar, ob der Mann wirklich unter Verdacht steht oder aber zu den Anschlagsopfern gehört.
Die indonesische Polizei hatte am Dienstag erklärt, als Hauptverdächtiger gelte ein Indonesier, dessen Personalausweis am Tatort gefunden worden sei. Australien, Indonesien und die US-Regierung vermuten, dass das Terrornetzwerk El Kaida hinter den schlimmsten Anschlägen seit dem 11. September 2001 stecken könnte.
In Malaysia wurden vier mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Extremistengruppe Jemaah Islamiyah festgenommen. Zumindest einer von ihnen soll nach Angaben der Polizei Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida haben. Eine direkte Verbindung der Festgenommenen zu den Anschlägen auf Bali vermutet die Polizei jedoch nicht.
Anti-Terror-Kampf in Indonesien
Als Reaktion auf die Anschläge bereitet die indonesische Regierung eine Notfallverordnung für den Kampf gegen den Terrorismus vor. Ziel sei eine klare Anweisung im Umgang mit Terrorismus, sagte ein ranghoher Berater von Präsidentin Megawati Sukarnoputri in Jakarta. Die Verordnung solle so rasch wie möglich beschlossen werden und direkt umsetzbar sein.
Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono erklärte, es könne sehr lange dauern, bis ein Gesetz zur Terror-Bekämpfung verabschiedet werde. Deswegen sei am Dienstag im Kabinett eine Verordnung debattiert worden, die anstatt eines Gesetzes verabschiedet werden könne. Einzelheiten nannte er nicht.
Operations-Marathon
Unterdessen haben Ärzte im australischen Perth mit einem fünftägigen Operations-Marathon zur Rettung von Opfern des Bombenanschlags begonnen. Die Operationen von insgesamt 21 Verletzten würden vermutlich bis Sonntag andauern, sagte ein Sprecher des Königlichen Krankenhauses Perth. Sie seien zum Teil von herumfliegenden Granatsplittern verletzt worden, andere hätten schwerste Verbrennungen erlitten.
Von den bislang 26 eingelieferten Patienten aus Bali stammten auch drei aus Deutschland, sagte der Sprecher weiter. Ihr Zustand sei stabil. Das Hospital in Perth hat nach eigenen Angaben eines der weltweit besten Operations-Zentren für Brandopfer.
Weitere deutsche Opfer?
Die Zahl der vermissten Deutschen auf Bali ist weiter gesunken. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wird noch nach fünf Bundesbürgern gesucht. Sie könnten sich unter den Opfern befinden. Bestätigt ist bisher der Tod einer Frau aus Berlin. Mehrere Deutsche wurden verletzt.
Bei den meisten Toten handelt es sich um junge Australier und andere westliche Touristen.
Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab und eine Hotline (01888 / 171000) eingerichtet.
Quelle: ntv.de