50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika Viele Träume bleiben unerfüllt
11.08.2010, 07:51 Uhr
Vor dem Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Leopoldville feiern am 30. Juni 1960 Tausende die Unabhängigkeit Kongos.
(Foto: dpa)
Afrika den Afrikanern - das war die Hoffnung 1960, als 17 afrikanische Staaten unabhängig wurden. Aber 50 Jahre nach dem Ende der Kolonialherrschaft wird nicht nur gefeiert.
Für Afrika war das Jahr 1960 der Beginn einer neuen Epoche, und zu keinem anderen Zeitpunkt wurde das deutlicher als im August. Innerhalb von nicht einmal drei Wochen entließ die Kolonialmacht Frankreich quasi im Tagesrhythmus acht Staaten in die Unabhängigkeit - von Benin über den Tschad und die Zentralafrikanische Republik bis Gabun.
Kamerun hatte am 1. Januar den Reigen der neuen, unabhängigen Staaten eröffnet, Mauretanien schloss ihn am 28. November ab. Gleich 17 Staaten, etwa ein Drittel der Länder des Kontinents, feiern in diesem Jahr 50 Jahre Unabhängigkeit. Doch Grund zum Feiern gibt es längst nicht überall - viele Träume der Afrikaner blieben unerfüllt.
Die Erwartungen und Hoffnungen waren groß. Das Jahr 1960 sollte als Jahr der Freiheit in die Geschichte Afrikas eingehen. Nach all den Jahren von Kolonialismus und Fremdherrschaft übernahmen Afrikaner die Verantwortung für ihr Schicksal, für ihre jungen Staaten mit oft willkürlich gezogenen Grenzen. Diese Grenzen, die nicht den Linien alter Königreiche und ethnischer Siedlungsgebiete folgten, wurden nur allzu oft Anlass für neue Konflikte.
Aus Freiheitskämpfern werden Despoten
Freiheitskämpfer wandelten sich mitunter innerhalb weniger Jahre in Despoten, die ungeheure Reichtümer anhäuften, aber die Entwicklung ihrer Länder vernachlässigten und jede Opposition brutal unterdrückten. Ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit ist etwa Somalia ein Land, dessen Menschen täglich extremer Gewalt in einem Bürgerkrieg ausgesetzt sind, in dem eine politische Lösung nicht in Sicht ist. "Eine Brutalität wie in diesem Land gibt es, glaube ich, nirgendwo anders", meint Oberst Barigye Ba-Hoku, Sprecher der Friedenstruppen der Afrikanischen Union in Somalia.
Brutale Gewalt durch Milizen prägt auch den Alltag zehntausender Menschen vor allem im Ostkongo. Als Ende Juni der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit des größten zentralafrikanischen Landes mit großem Glanz in der Hauptstadt Kinshasa gefeiert wurde, lebten in den Kivu Provinzen weiterhin hunderttausende in Flüchtlingslagern, oft nur in notdürftigen Unterkünften aus Zweigen und Plastikplanen.
Arm trotz Bodenschätzen
Mit seinen reichen Bodenschätzen könnte der Kongo ein reiches Land sein. Doch die Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut - ein Schicksal, dass sie etwa mit den Menschen in Niger teilt, wo reiche Uranvorkommen auch von der einstigen Kolonialmacht Frankreich gefördert werden.
Die Gründungsväter der jungen afrikanischen Staaten hatten auf Panafrikanismus als Gegengewicht zur "alten Welt" gesetzt. Viele der jungen Afrikaner, die den Kampf um Unabhängigkeit und einen eigenen Staat nur aus den Erzählungen der Großeltern oder aus Schulbüchern kennen, sind da wesentlich undogmatischer. Ein Studium in den USA, in Großbritannien oder Frankreich ist für viele von ihnen der erhoffte Beginn einer beruflichen Karriere, mit Kontakten, die eine Ausbildung in Afrika ihnen nicht verschaffen kann.
"Wir brauchen neue politische Führer"
Viele sind desillusioniert, wie der Kenianer Eddy Gicheru Oketch, der über alltägliche Korruption und Vetternwirtschaft klagt - und sich dennoch für die Überwindung ethnischer Konflikte in seiner Heimat engagiert. "Wir können Afrika in eine blühende Heimat verwandeln", ist der Student überzeugt. "Aber dazu brauchen wir eine neue Generation politischer Führer."
Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa